Bibi hat die Haare schön, das Make-up sitzt auch, 250 Euro teure Uhren an Minderjährige zu verticken hält sie für "nicht verwerflich" und wenn sie an junge Leute überhaupt eine Botschaft hat, dann diese: Es ist okay, das Studium der Sozialwissenschaften abzubrechen, wenn man stattdessen im Internet Geld mit Schönheitstipps scheffeln kann. Der YouTube-Kanal "BibisBeautyPalace" und seine Betreiberin Bianca H. können Menschen mit einem gewissen intellektuellen Anspruch sprachlos machen.
Aber andererseits: Was sich verkaufen lässt, das wird auch verkauft, sei es die Bild-Zeitung, 50 Shades of Grey oder in Plastik verpackte geschälte Bananen. Und wenn Bibi ihr Sozialwissenschaftstudium beendet hätte, um die Welt zu bereichern und nicht etwa nur, um irgendwo einen bezahlten Job zu finden, dann wäre das ehrenhaft gewesen, hätte sie aber vermutlich nicht reich gemacht. Von Idealismus kann man sich nichts kaufen. Von Marketingprovision schon.
Dass die Welt so tickt, sieht man nicht nur auf YouTube, sondern auch manchmal in Bad Tölz. Dort steht der Blomberg in einem Sockel aus Freizeiteinrichtungen: Es gibt mehrere Trampolins, ein Bungee, zwei Air-Hockey-Tische, ein Karussell, Basketballkörbe wie auf einem Rummelplatz, Kinder rauschen auf Plastikschalen über die Sommerrodelbahn und die Alpen-Achterbahn Blomberg-Blitz ist weit durch den Wald zu hören. Wer Ruhe und Natur sucht, der ist am Blomberg falsch, und wer Kinder hat, der ist am Abend wahrscheinlich pleite. Aber irgendwann ist man vielleicht doch am Gipfel angekommen und denkt: Jetzt ist es überstanden. Natur. Aussicht. Schön. Ruhe. Glockenläuten weidender Kühe. Grillenzirpen. Plötzlich fällt einem das briefkastenähnliche Ding am Kreuz auf, dessen Luke sich öffnen lässt. Ein Gipfelbuch: Hunderte Wanderer haben sich eingetragen. Auf Seite 2 stutzt man. "Bianca H. war hier", steht da schräg an den Rand gekritzelt, "BibisBeautyPalace".