Mein Tag:Mut, sich nicht zu genieren

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Verena Peck. (Foto: privat)

Verena Peck spielt "Theater auf der Kippe"

Von Martina Schulz

"Tagsüber Zirkus. Abends Theater" - diese Postkarte, die an ihrem Kühlschrank klebt, formuliert das Lebensmotto von Kreisjugendpflegerin Verena Peck (Foto: Privat). Seit ihrer Zeit am Tölzer Gymnasium fühlt sie sich dem Leben auf der Bühne verbunden, so sehr, dass sie sich seit 2009 um die Belange der Komischen Gesellschaft kümmert, die in der Alten Madlschule auftritt. Ihre Begeisterung für das Spiel veranlasste sie, eine Ausbildung zur Theaterpädagogin in Heidelberg zu beginnen. Jetzt steht ein Projekt im Rahmen des Tollhaus-Festivals an: "Theater auf der Kippe" - eine Collage skurril morbider Alltagsszenen, an der sich Mitglieder der Komischen Gesellschaft, des Arbeitskreises für Menschen mit Behinderung, des Kulturvereins Lust und des Real-Verbunds beteiligen.

"Natürlich habe ich sofort zugesagt, als ich gefragt wurde, ob die Komische Gesellschaft sich an diesem Projekt beteiligen würde. Ich bin theaterverrückt, deswegen finde ich auch den Namen Tollhaus-Festival so gelungen. Theatertoll sind wir alle, und die Bühne ist oft ein Tollhaus oder kann zu einem werden, gerade wenn so viele unterschiedliche Menschen zusammenkommen. Wir proben nur wenige Tage, dafür aber umso intensiver zusammen. Das ist ein Risiko, und ich bewundere Jule Torhorst, unsere Regisseurin, die auch das Skript erstellt hat. Da braucht es große Flexibilität. Aber allein die Erfahrung, wie dieses Skript allmählich zu unserem wird, das ist es mir wert. Die Zusammenarbeit mit den anderen Teilnehmern, die ich zu einem großen Teil erst noch kennenlernen werde, ist unheimlich spannend. Und die Bandbreite ist enorm: 16 bis 67 Jahre, Menschen mit und ohne Behinderung. Alles kann passieren, vieles wird passieren. Ich habe davor keine Angst, warum auch? Theater bedeutet immer, die Hosen runter zu lassen, und man braucht natürlich auch Mut, sich nicht zu genieren.

Für mich steht die reine Spielfreude im Mittelpunkt. Sich auf fremde Charaktere einzulassen, bis eine echte Vertrautheit entsteht - das bewegt mich. Ich kann über die Figuren, die ich darstelle, Facetten an mir entdecken, die mir wahrscheinlich sonst verborgen geblieben wären. Aspekte auszuleben, die im Alltag nicht möglich sind, das macht mich wach. Mal abgesehen von dem Spaß, sich austoben zu dürfen. Zudem ist dieses spezielle Projekt letztendlich gelebte Inklusion. In den Proben und auf der Bühne sind alle gleich, da wird keiner mit Samthandschuhen angefasst, und am Ende wird eine Authentizität stehen, wie sie sonst auf Bühnen eher selten zu sehen ist. Ich wünsche mir sehr, dass auch das Publikum begreift, dass Theater etwas bewegen kann und schön macht - auch wenn das jetzt etwas pathetisch klingt. Wenn wir den Besuchern vermitteln, dass hier vier Gruppen etwas Erstaunliches geschaffen haben, dann bin ich zufrieden."

"Theater auf der Kippe": Open Air-Aufführungen auf der Treppe am Eingang Real (Krankenhausstraße 37, Bad Tölz), Donnerstag, 17. September, 19 Uhr, Freitag, 18. September, 17 Uhr, Samstag, 19. September, 15 Uhr. Der Eintritt ist frei.

© SZ vom 10.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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