Mein Fernweh:Ein anderes Lebensgefühl

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Günther Wagner aus Geretsried. (Foto: Hartmut Pöstges)

Günther Wagner träumt von Nova Scotia in Kanada

Protokoll von Annika Bingger

Fast alle Staaten der Welt haben derzeit die Einreise in ihre Länder verboten. Auch die Bundesregierung hat wegen der Corona-Pandemie bis auf weiteres eine Warnung für touristische Reisen ausgesprochen. Damit man aber wenigstens die Gedanken etwas in die Ferne schweifen lassen kann, erinnert sich Günther Wagner () aus Geretsried an sein liebstes Reiseziel in Kanada.

"Vor dreißig Jahren bin ich gemeinsam mit meiner Frau ein Jahr lang um die Welt gereist. Damals haben wir unsere Jobs gekündigt und sind nur mit einem Rucksack los. Wir sind ohne Zeitgrenze gestartet und wir wussten nicht, wann genau wir zurück sein würden. Eine solche Reise verändert einen Menschen natürlich. Doch seitdem zieht es mich und meine Familie immer wieder in die ostkanadische Atlantikprovinz Nova Scotia.

2011 haben wir dort unser eigenes Ferienhaus direkt am See gebaut. Es ist nur wenige Kilometer vom Meer und weißen Sandstrand entfernt. Für mich persönlich gleicht es fast dem Paradies. Man kann dort viel unternehmen. Genauso kann man aber auch einfach nur die Natur genießen, auf der Terrasse in der Sonne liegen und auf dem See Kanu fahren.

Auf unserer damaligen Weltreise sind wir zwar auch viel durch Asien gereist, Nepal oder Indien etwa. Doch die einzigartige Natur und die Freundlichkeit der Menschen in Kanada hat uns damals einfach schon mehr als begeistert. Deshalb fliegen wir mindestens einmal im Jahr für ein paar Wochen dorthin. Der Lebensstandard in dem Land ist hoch und die Grundeinstellung eine ganz andere als bei uns in Deutschland. Ich schätze, es liegt daran, dass die Menschen dort auf größerem Raum leben. Da freut man sich, wenn man Menschen trifft. Und die Kanadier leben ganz frei nach dem Motto 'Leben und leben lassen!'. Sie freuen sich für dich, wenn es dir gut geht und du schöne Dinge erlebst. Genauso aber haben sie ihr eigenes Leben und fokussieren sich voll und ganz auf sich. Die Menschen dort haben eine ganz andere Einstellung und Grundfreundlichkeit. Das merkt man zum Beispiel allein schon im Straßenverkehr. In Kanada könntest du vermutlich blind auf der Straße fahren, jeder würde dann einfach anhalten und warten. Bei uns in Deutschland würde der Autofahrer vermutlich sofort auf seine Vorfahrt pochen. Die Leute sind grundsätzlich entspannter und es herrscht einfach ein anderes Lebensgefühl.

Durch das Reisen gewinne ich eine Art von Freiheit und Unabhängigkeit. Die damalige Weltreise mit meiner Frau zeigte mir, dass es im Leben nicht viel braucht und man sich durchaus ohne viel Geld und nur mit einem Rucksack auf dem Rücken durchboxen kann. Und es geht auch immer weiter. Dieser Gedanke hilft mir auch manchmal noch heute. Genau deshalb kann ich nur jedem jungen Menschen raten, sich die Welt mit ihren fremden Kulturen anzusehen. Das prägt enorm."

© SZ vom 29.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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