Mein Auftritt:Zwischen Alm und Caymans

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(Foto: Veranstalter/oh)

Der Tölzer Kulturverein Lust spielt eine Comedy von und mit Ingrid M. Lechner

Protokoll von Felicitas Amler

Was macht eine Stewardess auf der Alm, was macht eine Sennerin im Flieger, und was steckt in dem mysteriösen Kasten im Herrgottswinkel? Das sind die Fragen, die sich am Samstag in einer "kabarettistischen Theatercomedy" beim Tölzer Kulturverein Lust in der Alten Madlschule stellen. Die Empfehlung ans Publikum lautet: "Schnallen Sie sich an, und warten Sie, bis das Zeichen über Ihnen erloschen ist. Und wundern Sie sich nicht, wenn neben Ihnen ein Zwerg sitzt oder eine Kuh." Unter den Autoren und gleichzeitig Schauspielern des Stücks ist die Brixnerin Ingrid M. Lechner, 47 (). Sie erzählt, warum sie schreibt und worum es in "Drüber" geht.

"Ich bin eigentlich Schauspielerin, aber ich habe einige Jahre in der Schweiz gelebt, und die Schweizer erfinden ihre Stücke gern selber, da habe ich auch geschrieben. Das ist ein Fluch und ein Segen zugleich. Denn einerseits ist man ganz schnell bei den Themen, die einem gefallen. Andererseits sind die Stücke, die man spielt, dann noch nicht erprobt und man muss hoffen, dass sie verständlich sind und das Publikum sie mag. Aber man ist beim Theaterschaffen ja nie allein und wird zum Glück gecoacht.

,Drüber' habe ich mit Angelika Gruber und Alexander Liegl geschrieben. Die Grundidee ist von mir. Ich habe zwar in meinen jungen Jahr auch in der Schweiz und in Berlin gelebt, aber ich war auch lange Jahre mit der Familie immer wieder auf der Alm. Das Stück spielt auf der Alm. Es geht um eine Frau, die dort so tut, als wäre sie Sennerin, sie dirigiert die Kühe herum und kommt ins Plaudern - sie hat die Alm geerbt, eigentlich ist sie Stewardess. Mit der Zeit kommt man drauf, dass sie auf der Flucht ist, denn sie will krumme Geschäfte aufdecken, es geht um die Kaimaninseln. Sie hat in einem heiligen Zorn einen Flugschreiber gestohlen. Also, die Idee ist von mir. Und der Alexander Liegl, der ist ja ein bewährter Schreiber, auch für Kabarettisten, der ist extrem fit darin, Bögen zu schreiben, den Überblick zu geben. Mit Angelika Gruber, die vom Film kommt, habe ich auch schon einige Stücke konzipiert: ,Täglich grüßt die Nachbarin' zum Beispiel war eine Komödie über zwei unterschiedliche Frauen-Lebensentwürfe. Im Austausch mit ihr geht es um das Psychologische der Figur, zum Beispiel um die Frage: Was bewegt eine Frau, sich zu rächen? Und die Regisseurin Gabi Rothmüller hat dann das ganze Material zu einem bunten Blumenstrauß gebunden.

Mit den Tölzern von der ,Lust' bin ich schon länger in Kontakt. Sie waren oft bei uns in Brixen zu Besuch, bei Stücken im ,Tschumpus', das ist ein früheres Gefängnis. Und sie werden jetzt in der Nähe, in Gossensass, selbst auftreten.

Ob ich noch aufgeregt bin, wenn ich auftrete? Ja! Sehr! Aber ich freue mich auch darauf, dieses Stück wieder aufzunehmen und zu beleben. Man muss jetzt schauen, ob die mich in Tölz auch verstehen mit meinem Südtirolerisch. Ich habe eine Liste gemacht mit Begriffen, die ich erkläre. Ein typischer Südtiroler Ausdruck, welcher vorkommt, ist zum Beispiel ,sierig', was soviel bedeutet wie ,zornig, sauer'. Oder ,Kuschilan'. Das sagen wir zu Kühen, wenn wir sie locken: Kusch, kusch, kuschilan."

Kulturverein Lust: "Drüber" - eine kabarettistische Theatercomedy (Regie: Gabi Rothmüller, Text: Alexander Liegl, Angelika Gruber, Ingrid M. Lechner), Samstag, 9. Februar, 20 Uhr, Alte Madlschule, Schulgasse 3, Bad Tölz; Karten bei Schreibwaren Zauner, Marktstraße 40, Telefon: 08041/781 40, und, so noch vorhanden, an der Abendkasse

© SZ vom 07.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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