Mein Auftritt:Renaissance mit Drive

Lesezeit: 1 min

Die Gruppe "Sonatori di Tollenze"; hintere Reihe links: Ingo Veit. (Foto: privat)

Ingo Veit spielt mit den "Sonatori di Tollenze" auf

Protokoll: Jana Spielmann

Normalerweise unterrichtet Diplom-Musiker Ingo Veit (Foto: Privat) Gitarre und Laute an der Tölzer Musikschule. Am Sonntag zieht er wieder sein schwarz-rotes Wams an, schnürt die Hofschuhe und führt sein Renaissance-Ensemble "I Sonatori di Tollenze" nach Dietramszell.

"Bequem ging es in der Renaissance nicht unbedingt zu: Auch wir Männer tragen beim Konzert italienische Kleidung, die eng geschnürt werden muss. Die selbst geschneiderte Kleidung ist voller intensiver Farben - das war vor allem in der italienischen Renaissance üblich. Unser sechsköpfiges Ensemble hat sich das Ziel gesetzt, ein Gesamtkunstwerk zu kreieren. Daher schlüpfen wir nicht nur in unsere frühneuzeitlichen Kostüme, sondern werden unser Konzert bei Kerzenlicht abhalten. Auf diese Weise können unsere historischen Instrumente, zum Beispiel Flöten und Lauten, ihre Wirkung erst richtig entfalten. Rhythmisch und mitreißend wird es aber trotzdem. Wir haben dafür einen Percussionist, der unsere Musik lebendig macht. Auch unsere Melodien sind eingängig, obwohl sicher niemand mitsingen kann.

Abgesehen von Stücken des berühmten Renaissance-Komponisten Claudio Monteverdi spielen wir vor allem unbekannte Volkslieder. Aber Vorsicht: Volkstümlichkeit und eingängige Melodien sind trotzdem nicht anspruchslos! Was ich an dieser Musik unglaublich eindrucksvoll finde, ist die Vertonung von hochstilisierter Lyrik, beispielsweise von Dante, durch eingängige, volkstümliche Melodien. Das einfache Volk hat also die anspruchsvollsten Gedichte gesungen. Die Musik enthält außerdem überraschende Widersprüche: Wir führen auch geistliche Musik, Lauden, auf, die sich thematisch unter anderem mit der Marienverehrung auseinandersetzen. Dabei erwartet man eher ernste, vielleicht sogar traurige Musik. Stattdessen sind es zutiefst rhythmische und mitreißende Stücke - sogenannte Tarantelle. Die Schwierigkeit für uns als Musiker besteht vor allem darin, dass wir nicht eins zu eins vom Blatt abspielen können. Stattdessen kommen zahlreiche Improvisationen und komplizierte Verzierungen hinzu. Und nicht nur das: Neben Instrumentalbegleitung und Gesang tanzen wir noch zeremonielle Hoftanzfiguren. So wollen wir uns auf jeder Ebene an diese spannende und emotionale Zeit annähern."

"I Sonatori di Tollenze", Musik und Tänze aus Italiens Renaissance bei Kerzenschein, 7. Kulinarischer Kulturabend beim Huber in Linden, Sonntag, 29. Januar, Einlass und Bewirtung ab 18 Uhr, Beginn 20 Uhr; Reservierungen bei Ursula Rosche, Tel. 08027/92 64 oder office@u-rosche.de; Essen und Getränke werden nach Verzehr berechnet; wer nur zuhören will, ist ebenso willkommen. Spenden für die Künstler sind erbeten.

© SZ vom 26.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: