Mein Auftritt:Mehr als Mackie Messer

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Die Sopranistin Stefanie Krug tritt am 04.10.19 im evangelischen Gemeindehaus in Bad Tölz auf. (Foto: Veranstalter/oh)

Die Tölzer Sopranistin Stefanie Krug singt Kurt Weill

Von Stephanie Schwaderer

Im Februar konnten Opernfreunde die renommierte Tölzer Sopranistin Stephanie Krug () von einer ganz neuen Seite erleben. Im "Eichengrund" gab sie zusammen mit der Münchner Pianistin Sophie Mengele einen Kurt-Weill-Abend, der es in sich hatte. Das Publikum war begeistert, und für die Künstlerinnen stand fest, dass es nicht bei der Premiere bleiben würde. An diesem Wochenende geht "Der rote Mond" gleich zweimal über die Bühne - im evangelischen Gemeindehaus Bad Tölz und in der Petruskirche Geretsried.

"Kurt Weill verlangt von mir als Sängerin die ganze Palette: Da gibt es feinste Pianissimo-Stellen in seinen französischen Chansons und dann wieder Lieder aus der Dreigroschenoper, die richtig dreckig klingen müssen. Lotte Lenya, die in den Dreißigerjahren mit Weill in Berlin gearbeitet hat, hat diese Stücke eher gesprochen als gesungen. Wichtig ist, dass man sie nicht schreit; man braucht eine gute Atemtechnik, muss stützen, damit die Stimmbänder nicht überlastet werden, sonst steht man so einen Abend nicht durch. Bei der Ausarbeitung des Programms ist mir wieder klar geworden, wie diffizil Weill ist. Das ist höchste Kunst! Und zugleich kann ich unglaublich direkt sein und mit den Leuten im Publikum kommunizieren.

Nicht nur musikalisch, auch szenisch ist das Programm eine Herausforderung. Auf einen Regisseur verzichte ich bei diesem Projekt, zwei Spiegel müssen reichen. Während meiner Ausbildung am Mozarteum habe ich viel mit einem Weill-Spezialisten gearbeitet, deshalb kenne ich mich auf diesem Gebiet gut aus. Die Inszenierung ist traditionell mit modernen Elementen. Ich brauche kein Handy auf der Bühne, um die Aktualität deutlich zu machen. Ob Me Too oder Umweltzerstörung - die Texte sind erstaunlich brisant. Vor zehn Jahren hätte ich dieses Programm nicht gemacht. Heute trifft es wieder den Nerv der Zeit.

Als roter Faden zieht sich die Geschichte zweier Frauen durch den Abend, die einen roten Mond finden, also eine Lampe, unter der sie einst in ihrer Kneipe getanzt haben. Sie lassen die alten Zeiten Revue passieren, die alles andere als rosig waren. Es geht um Ausgrenzung, Prostitution, Ausbeutung. Für den Szenenwechsel brauche ich nur wenige Requisiten - so mag ich Theater am liebsten. Und das Licht machen Schüler vom Tölzer Gymnasium. Wir revanchieren uns dafür mit Freikarten.

Im evangelischen Gemeindehaus in Bad Tölz fühle ich mich wie daheim. Mein Vater war Pfarrer und hat das Haus gebaut. Mit zwölf Jahren habe ich dort angefangen, Theater zu spielen. Zudem ist der Gemeindesaal für mich einer der stimmungsvollsten Konzertsäle, die es bei uns in dieser Größenordnung gibt, wenn auch die Akustik problematisch ist. Spannend finde ich aber auch den Veranstaltungsort in Geretsried: Kurt Weill in einer Kirche spielen zu dürfen - das hat schon etwas und zeugt davon, dass es dort einen liberalen Pfarrer gibt."

Freitag, 4. Oktober, evangelisches Gemeindehaus, Bad Tölz, 20 Uhr, Eintritt 15/9 Euro, Benefizkonzert zu Gunsten der Wasserstiftung; Samstag, 5. Oktober, Petruskirche, Geretsried, 19 Uhr, Eintritt frei

© SZ vom 04.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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