Mein Auftritt:Konzertreif in sechs Stunden

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Lorenz Rutigliano unterrichtet an der Wolfratshauser Musikschule Schlagzeug. (Foto: privat)

Lorenz Rutigliano trommelt mit Flüchtlingskindern

Protokoll von Stephanie Schwaderer

Normalerweise horcht Lorenz Rutigliano ganz genau auf jeden seiner Schüler und feilt an Sechzehnteln und Zweiunddreißigsteln. Derzeit fordert den 33-jährigen Schweizer, der an der Wolfratshauser Musikschule Schlagzeug unterrichtet, ein ganz anderes Projekt: In sechs Doppelstunden sollen es 30 junge Flüchtlinge und Kinder mit Migrationshintergrund zur Konzertreife bringen. Ob das klappt?

"Ich bin schon sehr gespannt und freue mich auf das Konzert am Samstag. Fest steht nur, dass wir zwei Lieder des Schulorchesters rhythmisch begleiten werden: ,Happy' von Pharell Williams und die Fußball-Hymne ,Waving Flag' - die passt natürlich gut. Die Mädchen und Buben haben alle schon kleine Fahnen aus ihren Heimatländern gebastelt. Viele Syrer sind dabei, andere kommen aus Rumänien, aus Ungarn oder Polen. Vor den Pfingstferien hatten wir ein erstes Kennenlerntreffen in der Hammerschmiedschule: Die Lehrer haben Schüler ausgewählt und nacheinander zu mir und meiner Kollegin Claudia Elze geschickt. Wir haben ihnen dann erzählt, was wir vorhaben: Dass wir gemeinsam trommeln und dann auch auftreten wollen, und dass man sich dafür schon anstrengen muss. Alle Kinder sind zur ersten Stunde wiedergekommen!

Die Verständigung ist überhaupt kein Problem. Fast alle sprechen schon fließend Deutsch. Die Frage war zunächst: Was bringen sie mit, worauf haben sie Lust? Wir haben mit Bodypercussion angefangen, also Geräusche allein mit dem Körper erzeugt, durch Klatschen, Stampfen, auf die Brust schlagen. Dann kamen leichte rhythmische Spiele dazu. Bei den meisten klappte das gleich sehr gut. Die größte Schwierigkeit war und ist es, eine gewisse Ruhe reinzubringen, das ist nicht leicht, wenn so viele Trommeln im Spiel sind.

Uns ist es wichtig, dass die Kinder und Jugendlichen lernen, aufeinander zu hören und gemeinsam zu musizieren - mit Rhythmen aus ihrer sowie aus unserer Kultur. Aber das Wichtigste ist, dass alle Spaß haben - auch wenn nicht alle das gleiche Talent fürs Trommeln mitbringen. Einige Kinder übernehmen deshalb eine besondere Aufgabe: Zwei sind Tänzer, einer kümmert sich ums Material und einer ist DJ - auch wenn es eigentlich keinen DJ gibt. Die Kinder haben viel Freude mitgebracht, und es ist schön, dass nun jeder dabei und wichtig ist."

Die Wolfratshauser Musikschule lädt am Samstag, 11. Juni, von 12 bis 15 Uhr zu einem Aktionstag in ihre Räume am Untermarkt ein. Das Konzert von Schulorchester und Rhythmusgruppe beginnt gegen 13.30 Uhr.

© SZ vom 09.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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