Mein Auftritt:Klangvoller Shakespeare

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Andreas Pehl singt Kompositionen aus vier Jahrhunderten

Interview von Stephanie Schwaderer

Gemeinsam haben sie schon ein Geburtstagsprogramm für Johann Sebastian Bach erarbeitet und Franz Schuberts "Schöner Müllerin" ein neues musikalisches Gewand verpasst. Nun widmen sich der Countertenor Andreas Pehl ( und die Harfenistin Anette Hornsteiner Shakespeare - und Kompositionen aus vier Jahrhunderten.

SZ: Wie klang Musik zu Shakespeares Zeiten?

Andreas Pehl: Wer damals etwas auf sich hielt, spielte ein Instrument - Dudelsack, Schalmeien, Laute. Die wenigsten Häuser hatten Scheiben in den Fenstern, in den Gassen muss also eine rechte Katzenmusik geherrscht haben. Das Leben war voller Sinneseindrücke, es war auch eine akustisch höchst interessante Zeit, und das spiegelt sich in Shakespeares Dramen wider.

Weiß man denn, welche Kompositionen Shakespeare tatsächlich verwendet hat?

Das ist unterschiedlich. Die Musiker im Theater haben damals viel improvisiert. Oft findet sich im Text nur die Angabe: "Er singt." Aber man kennt die Komponisten der Zeit und die alten englischen Folksongs. In "Die lustigen Weiber von Windsor" dichtet Shakespeare: "Let it thunder to the tune of Greensleeves" - "Möge der Himmel die Melodie von Greensleeves donnern." Mit diesem bekannten Stück beginnen wir unser Programm. Mindestens ebenso faszinierend ist es zu sehen, wie Komponisten durch die Jahrhunderte sich von Shakespeare inspirieren haben lassen. Das geht bis ins 20. Jahrhundert zu Erich Wolfgang Korngold und Roger Quilter.

Die wenigsten Kompositionen dürften für Harfe und Countertenor verfasst sein. Hat das Anette Hornsteiner und Sie nicht abgeschreckt?

Anfang des 16. Jahrhunderts wurde vor allem für Continuo oder Laute komponiert, da ist die Harfe klanglich nah dran. Von Haydn haben wir ein Stück für Hammerklavier im Programm, das funktioniert ebenfalls sehr gut. Im 20. Jahrhundert mussten wir genauer hinschauen, was sich sinnvoll übertragen lässt.

Was ist es, das Musiker seit vier Jahrhunderten an Shakespeare fasziniert?

Wie er die Musik einbaut, wie er mit ihr spielt und wie musikalisch er dichtet. Es gibt erotische, fast pornografische Anspielungen mit Musikinstrumenten: Die Flöte, zum Beispiel, ist eindeutig. Mit der Laute symbolisiert er Frauenkörper. Dann wieder erfindet er Worte wie "virginalling", Virginal spielen, was im Kontext des Stückes bedeutet, die Hände auf einem Körper zum Klingen zu bringen, und deutlich eleganter als "befingern" klingt. Vogelwild!

Funktioniert das auch in der deutschen Übersetzung?

Am besten funktioniert es natürlich auf Englisch. Deshalb singe ich die Lieder im Original. Dazwischen werden wir Textpassagen vorlesen und rezitieren, um deutlich zu machen, welche Kraft und Musikalität diese Sprache hat. In "Romeo und Julia" spielt Shakespeare zum Beispiel in einer Passage mit dem Laut "ai" in seiner vierfachen Bedeutung: "eye" wie Auge, "I" im Sinne von ich, dem Buchstaben "i" und dem Ausruf "ay" - einfach genial! Viele Leute haben Respekt vor Shakespeare, weil sie ihn aus verstaubten Übersetzungen kennen. Dabei liegt Musik in seiner Sprache.

A Tribute to Master Shakespeare, Freitag, 9. Februar, 18.30 Uhr, Petruskirche, Geretsried; Eintritt frei

© SZ vom 08.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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