Mein Auftritt:"Jedes Mal bin ich berührt"

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Erster Konzertmeister der Bayerischen Staatsoper: Markus Wolf. (Foto: Wilfried Hösl)

Markus Wolf hält seit 25 Jahren den Schäftlarner Konzerten die Treue

Protokoll: Stephanie Schwaderer

Markus Wolf ist nicht nur Erster Konzertmeister der Bayerischen Staatsoper. Seit 25 Jahren hat er diesen Posten auch bei den Schäftlarner Konzerten inne. Die von Benno Forster gegründete Klassik-Reihe feiert heuer ihr 50-jähriges Bestehen. Wie immer stehen drei sinfonische Konzerte und ein Kammermusikabend auf dem Programm. Am Samstag, 14. Juli, spielt Wolf mit vier Kollegen Quintette von Wolfgang Amadeus Mozart und Anton Bruckner.

"Ich kann mich gut an den Brief erinnern, den Benno Forster mir damals geschrieben hat. Kollegen hatten meinen Namen ins Spiel gebracht, und er fragte mich, ob ich den Konzertmeister-Posten in Schäftlarn übernehmen wolle. Ich habe ihm spontan zugesagt und erklärt, dass ich auch gerne hin und wieder solistisch spielen würde. Seither bin ich bei fast jedem Konzert dabei gewesen. Bei unserem ersten Kammermusikabend haben wir Brahms und Wagner gegenübergestellt - ein wenig provokant! Womöglich war es der erste Wagner überhaupt, der in der Klosterkirche gespielt wurde. Aber die Patres und Benno sind darauf eingegangen. Und der Abend ist hervorragend angekommen.

Was der Benno in Schäftlarn geleistet hat, ist bewundernswert. Diese Leidenschaft, mit der er sich der Wiener Klassik verschrieben hat - das ist einmalig. Ich habe in Schäftlarn fast alle Haydn-Sinfonien gespielt; wo sonst werden die noch aufgeführt? Nirgendwo, was wirklich traurig ist.

Und dann ist da diese Kirche: ein Juwel. Vor jedem Konzert nehme ich mir zehn Minuten Zeit und gehe hindurch, bewundere die Beichtstühle, die Gemälde, den Stuck. Und jedes Mal bin ich berührt. Früher hatte ich noch einen ganz anderen Ritus: Da bin ich immer mit der S-Bahn gefahren und den Berg zu Fuß hinunter und wieder hinauf gegangen, bei jedem Wetter. Mit festen Schuhen, den Frack in der Tasche. Das habe ich genossen, den Moment, wenn das Kloster auftaucht. Jetzt bin ich ein bisserl bequem geworden und fahre mit Kollegen im Auto.

Das Programm, das wir am Samstag spielen werden, ist nicht auf meinem Mist gewachsen. Ingo Sinnhofer, mein ehemaligen Konzertmeister-Kollege an der Staatsoper, den ich als Musiker sehr bewundert habe, hat es in den Siebzigerjahren schon einmal in Schäftlarn gespielt, und davon gibt es eine Privataufnahme - so schön interpretiert, dass ich mir dachte, das Programm müsste man wiederholen. Sinnhofer ist unser Abend gewidmet.

Mozarts g-Moll-Quintett für zwei Violinen, zwei Violen und Violoncello ist schon in formaler Hinsicht eine Besonderheit. Auf den ersten Satz lässt er ein Menuett folgen. Und nach einem ruhigen dritten Satz nimmt er sich Zeit für eine langsame Einleitung, die in ein spritziges Schlussrondo mündet. Die Melancholie, der Weltschmerz darin ist kaum zu überbieten, aber mit dem Finale stellt er wieder ein emotionales Gleichgewicht her. Für mich ist es eines der besten Stücke Mozarts überhaupt.

Über Bruckner und seine Aufenthalte in München könnte man viel erzählen. Sein Streichquintett F-Dur wurde in München von Hofopernmusikern erstaufgeführt, die dieses Stück mit dem Dirigenten Hermann Levi erarbeitet haben. Diese Musik passt wunderbar in die Kirche."

"Die Quintette": Wolfgang Amadeus Mozart (Streichquintett g-Moll, KV 516) und Anton Bruckner (Streichquintett F-Dur, WAB 112); mit Markus Wolf (Violine) und Solisten des Bayerischen Staatsorchesters; Samstag, 14. Juli, 19 Uhr, Einlass 18.30 Uhr, Klosterkirche Schäftlarn, Karten zu 16,40/29,40/38,40 Euro über München-Ticket, Infos unter schaeftlarner-konzerte.de

© SZ vom 12.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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