Mehr Aufgaben:Landratsamt stockt Personal auf

Lesezeit: 3 min

Wer künftig einen Termin im Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen haben möchte, sollte vorab einen vereinbaren. (Foto: Manfred Neubauer)

Der Kreisausschuss billigt weitgehend den Stellenplan der Verwaltung. Vor allem das Sachgebiet Umwelt bekommt mehr Mitarbeiter, darunter drei Isarranger. Ein Manager für soziale Medien wird hingegen abgelehnt

Von Alexandra Vecchiato, Bad Tölz-Wolfratshausen

Alle Jahre wieder müssen die Kreisräte Farbe bekennen, wenn es um neue Stellen im Tölzer Landratsamt geht. Denn neue Mitarbeiter bedeuten nun einmal höhere Ausgaben. 5,9 Stellen sollten es ursprünglich für 2019 werden. Der Kostenansatz für das Personal hätte sich so um eine gute Million auf 18,8 Millionen Euro erhöht. Da der Sozialausschuss des Kreistags sich unlängst für eine Vollzeitstelle im Bereich Inklusion ausgesprochen hatte, wären die Ausgaben nochmals gestiegen. Doch der Kreisausschuss schob dem einen Riegel vor.

Das Landratsamt hat immer mehr Aufgaben zu erfüllen. Dazu braucht es die entsprechende Anzahl an Mitarbeitern. Personalamtsleiter Andreas Huber stellte im Kreisausschuss die Wunschliste für das nächste Jahr vor. Die Mehrkosten seien mit gut 600 000 Euro den linearen Kostensteigerungen geschuldet, 432 000 Euro resultierten aus den Veränderungen im Stellenplan, sagte er. Dieser Ansatz werde sich deutlich erhöhen durch die Vollzeitstelle einer sozialpädagogischen Fachkraft, welche die Arbeitsgruppe Inklusion administrativ begleiten soll, wie auch durch die halbe Stelle für den Behindertenbeauftragten, der sein Amt künftig hauptamtlich ausüben solle. Komme der Kreisausschuss diesem Wunsch nach, seien es 6,9 neue Stellen im kommenden Jahr.

Die erste neue Vollzeitstelle für einen Social-Media-Manager lehnte der Ausschuss allerdings ab. Das Jahresgehalt hätte bei 64 000 Euro gelegen. Der neue Mitarbeiter sollte Plattformen wie Facebook, Twitter oder Youtube betreuen. Dass er dafür 39 Wochenstunden benötigt, erschien einigen Kreisräten fragwürdig. "Meine Fraktion sieht die Stelle kritisch", sagte Martin Bachhuber (CSU). Der Geschäftsleiter im Landratsamt, Wolfgang Krause, erklärte, dass dieser Manager ein Konzept für die Präsentation des Landkreises in den sozialen Medien erstellen solle. "Wir können nicht mehr mithalten", sagte Landrat Josef Niedermaier (Freie Wähler). Zum "Twittern" habe im Landratsamt keiner Zeit. Die sozialen Medien seien aber der Trend der Zeit. Wenn sie nicht bespielt würden, wären letztlich die Bürger abgehängt vom Informationsfluss. So sehr Verwaltung und Landrat für die Schaffung der Stelle warben - es half nichts. Mit sechs zu sechs Stimmen wurde sie abgelehnt.

Einstimmig sprachen sich die Kreisräte für eine neue Vollzeitstelle im Sachgebiet Umwelt aus. Die Stelle eines Umweltingenieurs gehört eigentlich zum staatlichen Landratsamt, müsste demnach vom Freistaat bezahlt werden. Aber schon lange wartet man in der Tölzer Kreisbehörde, dass dieser Posten besetzt wird. Nun müsse man aktiv werden, sagte der Landrat. Zum Aufgabengebiet des Umweltingenieurs gehört der technische Immissionsschutz. Dort haben die Mitarbeiter wegen gesetzlicher Änderungen immer mehr zu tun, vor allem bei Bebauungsplanverfahren oder Baugenehmigungen. Die Stelle hatten die Kreisräte schon einmal abgelehnt, weil es eben eine staatliche Aufgabe ist. Aber wegen des Personalengpasses müsse etwas geschehen, sagte Huber.

"Entweder wir kriegen den neuen Mitarbeiter oder es wird nichts mehr genehmigt", betonte Landrat Niedermaier. Mehr als 1000 Stellen in den staatlichen Landratsämtern in Oberbayern fehlten. "Diese Zahl ist nicht aus der Luft gegriffen." Aber der Freistaat reagiere nicht.

Der Ausschuss sah die Notwendigkeit dieser neuen Stelle ein. Nur Werner Weindl (CSU) votierte dagegen.

Einstimmig wurden auch die zusätzlichen Stellen im Fachbereich Umwelt gebilligt. Ein Sachbearbeiter in der Naturschutzverwaltung wurde ebenso genehmigt wie drei neue Isarranger. Sie alle sollen helfen, jene Regeln durchzusetzen, die der Landkreis für die Nutzung der Isar durch Freizeitgäste und gewerbliche Bootsfahrer erlassen möchte. Bei den Isarrangern handelt es sich um Saisonkräfte, die von April bis Oktober im Einsatz sind. Sie müssen 75 Kilometer Flusskilometer im Auge behalten. Niedermaier sagte im Ausschuss, allein in dieser Sommersaison habe es 800 Verfahren wegen Verstößen auf der Isar gegeben. 400 Bußgeldbescheide seien bislang abgewickelt worden. Die Isarranger sollen aber nicht nur Kanuten und andere Bootsfahrer im Blick behalten, sie werden zusätzlich Präventionsarbeit leisten, etwa Schulklassen die sensible Flora und Fauna des Wildflusses nahebringen.

Nicht nur von Stellenmehrungen berichtete Personalamtsleiter Huber. So entfallen im "Ausländerwesen" Stellen, weil nicht mehr so viele Asylsuchende betreut werden müssen. Peter Plößl (CSU) fragte nach, was mit diesen Mitarbeitern passiere. Huber erklärte, dass sie entweder anderweitig eingesetzt werden, weil Stellen durch Fluktuation frei würden, oder sie hätten von vornherein befristete Arbeitsverhältnisse gehabt. In Zukunft könne es allerdings auch zu Kündigungen kommen.

Eine Stellenstreichung kam von Seiten der Verwaltung. Huber schlug vor, eine halbe Stelle für eine sozialpädagogische Fachkraft im Fachbereich Prävention und Vernetzung nicht zu genehmigen. Diese Fachkraft wäre Ansprechpartnerin für Jugendsozial- und Schulsozialarbeiter. "Die maßgebliche Schnittstelle zu den Gemeinden", sagte Niedermaier.

Ohne diese neue Kraft werde es keine Kommunikation zwischen allen Seiten geben. Kreisjugendpflegerin Verena Peck betonte, sie könne mit ihren 30 Wochenstunden diesen Part nicht leisten. Zudem sei dies auch nicht ihre originäre Aufgabe. Letztlich sprach sich der Kreisausschuss mit sieben zu fünf Stimmen gegen den Vorschlag der Verwaltung aus.

Dagegen wollten die Räte eine Vollzeitstelle für eine sozialpädagogische Fachkraft im Bereich Inklusion nicht mittragen. Dort bleibt es vorerst bei einer halben Stelle. "Wir sollten abwarten, was das Konzept bringt", sagte Klaus Koch (Grüne).

© SZ vom 12.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: