Maisacher Festzelt:Aschenbecher ohne Aufgabe

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Die Raucher im Maisacher Festzelt haben sich schnell an die Vorgabe gewöhnt, Zigaretten nur noch draußen anzuzünden.

Karl-Wilhelm Götte

Am Eingang zum Maisacher Volksfestzelt steht eine kleine Tafel am Boden. "Rauchen verboten", steht darauf mit Kreide geschrieben. Es ist der einzige schriftliche Hinweis des Wirts auf das durch den Volksentscheid verschärfte Rauchverbot. Die Besucher nehmen es zur Kenntnis, doch die Raucher wissen sowieso Bescheid. Wie die sechs jungen Männer, die gerade vor der Tür stehen und rauchen.

Beim Maisacher Volksfest qualmen die Raucher draußen. (Foto: FFB)

Doch das strengere Rauchverbot scheint dazu zu führen, dass sich die Raucher auch bei Volksfesten zurückhalten. Wie schon in den Restaurants, wo die Besucherzahlen nach der Verhängung des Rauchverbots eher zunahmen, scheint es auch wieder mehr Nichtraucher zum Volksfestbesuch zu animieren.

Auch beim Maisacher Volksfest, das am Freitag begonnen hat und bis zum 5. September dauert, scheinen die Raucher auf die eine oder andere Zigarette zu verzichten. Überraschend war auch für Nadine Mörz, die Juniorchefin der Wirtsfamilie, die auch das Fürstenfeldbrucker und Germeringer Volksfest betreibt, dass es überhaupt kein Problem war, das Rauchverbot an den ersten beiden Volksfesttagen in Maisach durchzusetzen. Da man nicht wusste, wie die Gäste auf die neue Strenge reagieren würden, hatte Mörz durchaus befürchtet, dass der eine oder andere Gast zu später Stunde nach dem Konsum von einigen Maß Bier sich nicht mehr einsichtig zeigen könnte, doch Fehlanzeige.

Die Wirtsfamilie lehnt es ab, "Polizei zu spielen". "Unser Sicherheitsdienst ist nicht dazu da, das Rauchverbot durchzusetzen", stellt Nadine Mörz klar. Lediglich die Bedienungen seien angehalten, Gäste, die im Zelt rauchen, höflich auf das Rauchverbot hinzuweisen. Das klappte gut, auch zu später Stunde gehen die Raucher noch vor die Tür. Die Volksfestbesucher, die an der frischen Luft eine Zigarette anzünden, bilden eine überschaubare Menge.

"Die Raucher verlassen nicht pulkartig das Zelt", gibt Nadine Mörz ihre ersten Eindrücke wieder. "Bei vielen scheint es auch mal eine Stunde ohne Zigarette zu gehen." Das ist auch die Beobachtung von Robert Huber, dem Tontechniker und Co-Chef der Showband "Tropical Rain", die in Maisach bereits den achten Auftritt seit Inkrafttreten des Rauchverbotes in Festzelten hatte. "Meine Erfahrungen sind sehr positiv", sagt Huber, der die Band seit 35 Jahren begleitet. "Es kommen mehr Leute in die Festzelte und die Raucher rauchen nicht mehr so viel." Huber spricht von einem "guten Gefühl", denn immerhin musste die siebenköpfige Band bei etwa 65 Volksfestauftritten jährlich bisher große Nikotinschwaden aushalten.

"Ich rauche nicht weniger, wenn ich rausgehen muss", hält Walter Probst aus der Gruppe der jungen Raucher vor der Tür dagegen. "Durch das Rauchverbot im Zelt leidet die Gemütlichkeit", beklagt sich auch Christian Sagerer. Auch die anderen stimmen dieser Meinung zu. "Es geht aber auch um Bequemlichkeit", gesteht Sagerer zu.

Bequem könnte es auch Raucherin Nadine Mörz haben. Ihr kleines Büro hinter dem Ausschank und der Essenszubereitung, wo sie auch die Zigaretten für die Bedienungen verwaltet, wäre leicht zur Raucherzone zu erklären. "Ich gehe trotzdem raus zum Rauchen", sagt Mörz. Sie hat jedoch noch ein ganz anderes Problem. "Was machen wir jetzt mit unseren Aschenbechern?" Davon hat die Wirtsfamilie, die mehrere Zelte betreibt, einige hundert auf Lager. In Maisach werden sie auf den 168 Biertischen nicht mehr benötigt. "Kann man die einschmelzen?", fragt die Juniorchefin und schmunzelt. Nadine Mörz wird sie erst einmal einlagern und gibt sich vorsichtig: "Wer weiß, was in Bayern noch mit dem Rauchverbot passiert."

© SZ vom 30.08.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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