Mädchenrealschule Schlehdorf:St. Immaculata wird doch nicht geschlossen

Lesezeit: 2 min

Die Erzdiözese will den Schulbetrieb in Schlehdorf über 2018 hinaus weiterführen, solange jedes Jahr mehr als 50 Kinder angemeldet werden. Über eine Öffnung für Jungs sollen die Eltern entscheiden.

Von Suse Bucher-Pinell

"Sollen doch die Jungs erlaubt werden!" Dieser Wunsch klang bei den ersten Protesten gegen die Schließung der Mädchenrealschule im Juli 2012 noch nach Fiktion. Nun könnte er Wirklichkeit werden: Die Diözese erwägt, die Einrichtung für Buben zu öffnen. (Foto: Manfred Neubauer)

Aufatmen an St. Immaculata in Schlehdorf: Die katholische Mädchenrealschule wird nun doch nicht 2018 geschlossen, sondern bleibt bestehen - vorausgesetzt sie behält genügend Schülerinnen, um zweizügig geführt zu werden. Das teilte das Erzbischöfliche Ordinariat München am Donnerstagnachmittag mit. Konkret bedeutet das, dass sich eine ausreichende Zahl an Schülerinnen neu anmelden muss. Erforderlich wären demnach pro Klasse 29 Mädchen, also 58 pro Jahrgang, heißt es in dem Schreiben.

Die Erzdiözese sei aber bereit, Spielräume einzuräumen und auch die Zahl von 25 Mädchen pro Klasse, also 50 pro Jahrgang, für ausreichend zu erachten. "Erst wenn diese Zahl in zwei aufeinander folgenden Jahren nicht erreicht würde, müsste der Schulbetrieb eingestellt werden", schreibt das Ordinariat. Das hätte zur Folge, dass die Schule in diesem Fall nur noch vier weitere Jahre fortbestehen würde, damit alle Schülerinnen, die bereits in der siebten Klasse ihre Ausbildungsrichtung gewählt haben, noch ihren Abschluss in Schlehdorf machen können. Den Schülerinnen der fünften und sechsten Klasse würde das Ordinariat dann freistellen, ob sie ihre restlichen vier Jahre Schulzeit in Schlehdorf verbringen oder mit der siebten Klasse an eine andere Schule wechseln wollen.

Das Ordinariat greift auch einen Vorschlag auf, der im Kampf um den Erhalt der beliebten Schule immer wieder gemacht wurde: die Öffnung für Jungen. Im Oktober 2013 sollen alle Schuleltern schriftlich befragt werden, ob sie mit einer Öffnung für die Aufnahme von Knaben ab dem Schuljahr 2014/15 einverstanden sind. Das Votum der Eltern soll bindend sein und die Befragung nur dieses eine Mal stattfinden. Das Ordinariat begründete seine im vorigen Juli bekannt gegebene Entscheidung, die Schule zu schließen, unter anderem damit, dass die staatliche Knaben-Realschule in Murnau künftig auch Mädchen besuchen dürfen - was Schlehdorf aller Wahrscheinlichkeit nach Schülerinnen gekostet hätte.

Für das Ordinariat war immer auch wichtig, dass die katholischen Lehrer bei einer Schließung der Schlehdorfer Schule ihren Arbeitsplatz nicht verlieren, sondern an anderen Bistumsschulen weiterbeschäftigt werden. Um diesen Sozialplan nicht zu gefährden, wollen nun Kultusministerium und Ordinariat voraussichtlich noch in dieser Woche einen Vertrag unterzeichnen. Er wird regeln, dass während der Probephase bei Bedarf staatliche Lehrkräfte für Schlehdorf zur Verfügung gestellt werden. "Wenn das Ordinariat Lehrer anfordert, dann bekommen sie welche, wenn sie keine brauchen, dann nicht", sagte ein Sprecher des Kultusministeriums.

Für Kochels Bürgermeister Thomas Holz (CSU) bedeutete die Nachricht eine "große Freude". "Die Proteste haben zum Erfolg geführt", zeigt er sich sicher. "Aber auch viele Gespräche zwischen Politik und Kirche im Hintergrund", fügt er an. Nachdem im vorigen Juli die Hiobsbotschaft über St. Immaculata hereingebrochen war, die Schule werde wegen sinkender Schülerzahlen über 2018 hinaus keine Zukunft haben, hatte sich Protest quer durch die Bevölkerung formiert.

© SZ vom 14.02.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: