Literatur aus der Region:Blutrote Kalaschnikows, Ikonen und Scoops

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Der Starnberger Autor Anton Hunger und sein neuer Roman: "Die Ikonen des Kobiaschwili". (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Anton Hunger hat einen Kriminalroman geschrieben, der von einem Reporter handelt

Von Otto Fritscher, Berg

"Damit ist das Dutzend voll", sagt Anton Hunger und lacht. Vor ihm auf dem Tisch liegt ein dicker Wälzer, sein zwölftes Buch, das stattliche 408 Seiten umfasst. Dass es sich nicht um ein wissenschaftliches Werk oder eine Enzyklopädie handelt, macht schon das Cover deutlich: blutrote Kalaschnikows auf schwarzem Grund, und dazu der Titel: "Die Ikonen des Kobiaschwili". Hunger hat eine Kriminalgeschichte gestrickt, die man durchaus auch als gehobene Räuberpistole bezeichnen könnte. Es geht um die Mafia, die Kirche und die Taliban.

Grob gesagt: Die georgische Mafia besorgt Waffen, die Taliban zahlen mit Drogen und die orthodoxe Kirche hilft beim Vertuschen der illegalen Geschäfte mit ihrem Devotionalienhandel, speziell mit Ikonen. Doch allein dieser Handlungsstrang wäre Hunger zu schlicht: Die zweite Erzählebene des Romans beschäftigt sich mit der zynischen Realität des Reporterlebens in Zeiten, in denen dem Journalismus die Einnahmen wegbrechen. So ist der Reporter im Roman, Tom Schollemer, immer auf der Jagd nach Scoops, auf der Suche nach Enthüllungen, nach Sensationen. Denn diese Geschichten wollen seine Chefs von ihm haben. Schollemer muss liefern, und deshalb greift er nach den Ködern, die die Mafiosi um Boris Kobiaschwili auslegen. Sie inszenieren Geschichten, die Schollemer jedoch nicht als Inszenierung erkennt. So lässt sich der Reporter instrumentalisieren für dunkle Zwecke - und für einen Scoop riskiert er sein Leben.

Hunger ist nicht nur Krimiautor. Sein Bestseller ist die "Gebrauchsanweisung für Schwaben", das Buch hat inzwischen eine Auflage von 55 000 erreicht. Hunger hat aber auch schon eine Art Kochbuch geschrieben: "Das Schlachtfest", ein Buch über Hausschlachtungen mit Rezepten rund ums Schwein. Doch in den letzten Jahren hat sich Hunger eher aufs Kriminalistische verlegt.

Dazu recherchiert er, reist er und holt sich Informationen und Anregungen aus seinem großen Netzwerk. Eineinhalb Jahre hat er an den Ikonen des Kobiaschwili geschrieben, ein halbes Jahr lang dauerte es dann noch bis zum Druck. "Ich hatte einen hervorragenden Lektor, der mir viele Anregungen gegeben hat", erklärt der Autor. Nun ist es aber so weit, sein zwölftes Buch ist vom 12. August an im Handel, für 24 Euro im Verlag Klöpfer, Narr.

Hunger ist gelernter Schriftsetzer, war dann lange Jahre Zeitungsredakteur, unter anderem bei der Stuttgarter Zeitung, und stellvertretender Chefredakteur beim Industriemagazin. Danach wechselte er in die Industrie und war 17 Jahre lang Kommunikationschef beim Sportwagen-Hersteller Porsche in Stuttgart, als Wendelin Wiedeking Vorstands-Vorsitzender war. Seit zehn Jahren arbeitet Hunger nun als Publizist, Buchautor und Kommunikationsberater. Außerdem schreibt er Reden für Manager. Doch die Arbeit ist nicht alles. Wenn es nicht regnet, geht Hunger ein paar Schritte hinunter zum Starnberger See und schwimmt. Oder er macht einen Törn auf einem Segelboot.

Plant Anton Hunger noch weitere Bücher? Oder hat er gar schon ein neues in der Mache? Der 70-Jährige schmunzelt und sagt: "Also, eine konkrete Vorstellung habe ich noch nicht. Aber man könnte ja aus meinen beiden letzten Krimis eine Trilogie machen." Weiterhin schreiben, das wird Hunger, denn: "Ich habe ja nichts anderes gelernt."

© SZ vom 13.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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