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Verstöße härter bestrafen

Rücksichtslose Autofahrer: Zu "Aggressionen gegen Feuerwehrmänner" in der SZ vom 12. Juli:

Es gibt wohl kaum Zweifel, dass Straßensperrungen, Umleitungen oder sonstige Eingriffe in den Verkehr durch Feuerwehrleute einen dringenden Grund haben. Auch "wütende Autofahrer" dürften das nachvollziehen können, falls sie nicht unter Drogen stehen oder dement sind.

Es ist aber leider kein Einzelfall von Rücksichtslosigkeit oder egoistischer Dummheit, sondern rücksichtsloses Verhalten hat sich im Straßenverkehr schon lang breit gemacht. Dazu beigetragen hat leider auch, dass Regeln, die ja jeder Führerscheinbesitzer in der Fahrschule gelernt hat, ungestraft missachtet werden dürfen.

Tempolimits werden als Mindestgeschwindigkeit aufgefasst, geparkt wird, wo man grad mal stehen bleiben will (wer zahlt eigentlich die Schäden an den Leitungen unter den Gehwegen?), dass die Hupe nur als Warnzeichen benutzt werden darf - egal. Die StVO hat klare Regeln, aber Missachtung bleibt ungestraft. Auffällig wird das fehlende Unrechtsbewusstsein erst, wenn zwei Burschen in ihren manipulierten Kisten mit 120 plus x durch die Stadt rasen, wenn dabei ein Kind schwerst verletzt wird, eine Radfahrerin tot auf dem Asphalt liegt, sogar ein anderer Autofahrer in den Tod geschleudert wird. Die Strafen bewegten sich bisher im Bereich von Bewährungsstrafen oder vorübergehendem Führerscheinentzug.

Wenn wie in diesem Fall in Geretsried jemand absichtlich und ohne Rücksicht auf Gesundheit und Leben des Helfers die Durchfahrt erzwingen will, denkt wohl fast jeder: "Scheiße, wenns mich erwischt hätte und keiner kommt mehr zum Helfen" - deswegen schockiert es.

Und die Moral des arglosen Zeitungslesers: Die böse Absicht gegen den guten Helfer, das geht dann doch gegen das Gerechtigkeitsgefühl. Aber es bleibt die Vorstellung in den Köpfen, das (fast) jeder ein Menschenrecht auf Autofahren hat. Dass durch Unfälle, Lärm und Abgase das Grundrecht auf Leben und körperliche Unversehrtheit ausgehebelt wird, scheint dem Verkehrsminister ebenso wurscht zu sein wie der Polizei, der Justiz und der überwiegenden Zahl der Autofahrer. Gunhild Preuß-Bayer, München

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© SZ vom 14.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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