Kulturelle Wanderungen:Auf Spuren von Fraunhofer und Franz Marc

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Am Tag des offenen Denkmals sind Besucher heuer erstmals in die Glashütte des berühmten Optikers eingeladen. Und im 100. Todesjahr des großen Expressionisten geht es wieder mal auf die Staffelalm

Von Lisa Fey, Bad Tölz-Wolfratshausen

"Ein fantastisches Stück Bayern". So beschreibt die ehrenamtliche Kreisheimatspflegerin Maria Mannes das von Denkmal-Liebhabern geschätzte Walchenseekraftwerk. "Der Blick auf den Kochelsee ist gigantisch." Das Werk sei immer gut besucht. Über das Gefälle zwischen dem Walchensee und dem Kochelsee werde seit fast 100 Jahren Strom produziert. Im vorigen Jahr haben von 4000 Besuchern des Tags des offenen Denkmals im Landkreis 1800 das Kraftwerk besichtigt. Heuer werden zu diesem Anlass die Auf- und Abfahrten ganztätig angeboten, um eine geringe Wartezeit zu ermöglichen. Eine Anmeldung ist jedoch nicht erforderlich.

Das Motto des 24. Tags des offenen Denkmals am Sonntag, 11. September, ist "Gemeinsam Denkmale erhalten". Inspiriert wurde es durch die European Heritage Days 2016. Der Tag des offenen Denkmals ist der deutsche Beitrag zu der EU-weiten Aktion. Auf die Frage, warum man Denkmäler eigentlich erhalten sollte, antwortet der stellvertretende Landrat Thomas Holz (CSU), vor allem im digitalen Zeitalter solle Menschen bewusst gemacht werden, was die vorangegangenen Generationen geschaffen haben. Holz betont, dass alles mit "reiner Muskelkraft" errichtet worden sei. Des Weiteren zeige jedes Denkmal Gebräuchlichkeiten, welche dem Besucher einen Eindruck des damaligen Alltags und des Arbeitslebens vermitteln können.

Drei Ziele im Programm des Tags des offenen Denkmals: das Klösterl am Walchensee,...

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(Foto: N/A)

...die Glashütte in Benediktbeuern...

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(Foto: Harry Wolfsbauer)

...und die - nur noch als Modell vorhandene - Wolfratshauser Burg.

Das Programm am Denkmaltag habe mit 14 Denkmälern und Veranstaltungen für jeden etwas zu bieten, sagt Holz. Es gibt vier Neuheiten. Das Kloster Benediktbeuern hat zwar schon seit einiger Zeit seinen festen Platz im Programm. Neu ist aber, dass Interessierte nun auch den ehemaligen Bibliothekssaal besichtigen können. Besonders die Fresken und die formenreiche Stuckdekoration von Johann Baptist Zimmermann an der weit gespannten Flachdecke seien einen Besuch wert, sagt Mannes. Die einstündigen Führungen beginnen um 13 und um 15 Uhr. Treffpunkt ist die Klosterpforte in Benediktbeuern. Um 14 Uhr treffen sich Interessierte für eine Führung durch die Fraunhofer-Glashütte. Der Optiker Joseph von Fraunhofer entwickelte dort schlierenfreies Glas und entdeckte die Apsorptionslinien im Spektrum der Sonne, welche als Fraunhoferlinien in den Physikbüchern von Schülern stehen.

Im Rahmen der Ausstellung "Klausur - Vom Leben im Kloster" kann man unabhängig vom Denkmaltag bis 16. Oktober den bisher verborgenen Alltag der Ordensschwestern im Kloster Beuerberg kennenlernen. Die Beuerberger Schwestern arbeiteten, beteten und lebten fast 160 Jahre lang in der Gemeinschaft, bis sie 2013 das Kloster aufgaben. Im Klostershop können Interessierte mit Teilen der Einrichtung ein Stück Geschichte kaufen.

Erstmals seit 2000 ist das Klösterl in Zwergern am Walchensee wieder im Programm. Dort ist das Altarbild von Cosmas Damian Asam zu sehen. Die Fresken im Denkmal werden Frater Lucas Zais zugeschrieben, welcher auch in Benediktbeuern mit seiner Wandmalerei Besucher anzieht. Interessierte können zwischen 14 und 17 Uhr stündlich Führungen folgen. Wer das Klösterl besichtigen möchte, muss ungefähr 800 Meter vom Parkplatz aus gehen. Das sei es wert, sagt Mannes. Es handele sich um einen sehr schönen Spaziergang.

In der Friedhofskirche Sankt Laurentius Nantwein in Wolfratshausen werden in einer Führung von 14 Uhr an die Ursprünge der Kirche und des Friedhofs erklärt. Des Weiteren umfasst die Führung die Lebensgeschichte von Laurentius und dessen Heiligsprechung.

In Gelting können Besucher vom Turm der Kirche Sankt Benedikt die Aussicht genießen. Interessierte können sogar die Glockenebene auf dem Turm des Denkmals besteigen, welches ebenfalls seit langem im Programm des Denkmaltags steht.

Anlässlich des 100. Todesjahres von Franz Marc öffnet der Bauer der Staffelalm am Rabenkopf seine Türen und ermöglicht Interessierten neben Führungen einen Blick auf die berühmten Fresken des Malers.

Es werden wie im vergangenen Jahr ungefähr 4000 Besucher zum Tag des offenen Denkmals erwartet. Holz hofft, dass Interessierte nach einem Besuch "mit einem wacheren Auge durchs Land gehen werden".

© SZ vom 12.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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