Konzert:Schöne Bescherung

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Wozu jetzt noch einmal Weihnachten feiern? Die "Bananafishbones" und ihre Gäste lassen im Tölzer Kurhaus keine Wünsche offen - auch wenn eine Textzeile vorübergehend unauffindbar ist

Von Petra Schneider, Bad Tölz

Wenn sich das Jahr dem Ende zuneigt und Alt und Jung von der Jagd des Lebens einmal ruhen, müssen die Bananafishbones noch mal richtig ran. Wie in den beiden Vorjahren gab es auch heuer wieder vier Konzerte wegen der großen Nachfrage. Was soll man sagen - im Grunde wäre Weihnachten nun nicht mehr nötig. Denn wer am Sonntag im ausverkauften Kurhaus war, wurde mit einem fantastischen Konzert beschenkt: überraschend, elektrisierend und abwechslungsreich von der ersten bis zur letzten Minute.

Das lag auch an den Gastmusikern: Ein Bläserquartett um den Tölzer Multiinstrumentalisten Leonhard Schwarz brachte das Kurhaus mit großartigen Improvisationen zum Kochen. Und dann war da noch ein junger Mann, den die Fishbones bei ihrer Arbeit am Musical "Rico, Oskar und die Tieferschatten" kennengelernt haben: Timothy Auld, ein Schlaks mit Brille, der auf der Bühne ein bisschen unbeholfen wirkt. Was sich freilich mit dem ersten Ton ändert: Coole, volle Stimme, lässiger E-Gitarrensound.

Die Weihnachtskonzerte der Fishbones gehören für viele Tölzer so selbstverständlich zum Fest wie Tannenbaum und "Stille Nacht". Auch am Sonntag ist alles so, wie es sein soll: Der große Christbaum neben der Bühne, Kinder flitzen durch die Reihen, es wird geratscht und gelacht, die Atmosphäre ist so erwartungsvoll wie vor der Bescherung. Dass Frontman Sebastian Horn beim Lied "Universe" ums Verrecken die erste Textzeile nicht einfällt, nimmt niemand krumm. Gitarrist Peter Horn improvisiert und überbrückt die Pause mit einer ganz speziellen Version von "Stille Nacht". Dann ist der Text gefunden, "I do believe", der Anfang eines druckvollen, vielschichtigen Stücks über die Geschwindigkeit der Welt, "darüber, dass wir Riesen und Zwerge im Universum sind", wie Horn sagt.

Die Bananafishbones werden älter, aber erfinden sich immer wieder neu - mit Country, geradlinigem Rock, psychedelischen Klangbildern und Balkansound. (Foto: Manfred Neubauer)

Das Programm zeugt von der enormen Vielseitigkeit der Band: lässiger Country, geradliniger Rock, psychedelische Klangbilder, feuriger Balkansound, "Weltpremieren" wie das coole, vielschichtige "Honestly", das die Fishbones demnächst in ein neues Album aufnehmen wollen. Nach der Pause marschieren sie mit ihren Gästen ein: Leonhard Schwarz (Posaune), Konrad Sepp (Tuba), Andreas Unterreiner (Trompete) und Max Grasmüller (Klarinette, Saxofon). Schwarz ist gern gesehener Gast bei den Fishbones, mindestens fünfmal sei er schon dabei gewesen, sagt Horn. Mit gutem Grund, denn die Improvisationen von Unterreiner und Grasmüller geben den Songs eine elektrisierende, jazzige Note. Etwa beim "Deifedanz", den Sebastian Horn mit dem Komponisten Gerd Baumann auf dem Album "Dreiviertelblut" aufgenommen hat: Ein irrer Ritt, die Bläser peitschen den Balkan-Sound durchs Kurhaus, als wäre der Teufel hinter ihnen her.

2014 war für die Band ein ereignisreiches Jahr: Das Nockherberg-Singspiel, bei dem Sebastian Horn und Schlagzeuger Florian Rein wieder dabei waren, die Arbeit am neuen Album, das Kindermusical. Rein wurde Stadtrat in Tölz, Sebastian Horn Moderator der BR-Sendung "Heimatsound". Nie sind die Fishbones stehen geblieben, immer haben sie Neues ausprobiert, sich weiterentwickelt. Natürlich dürfen am Sonntag auch Klassiker nicht fehlen: "Come to Sin" in einer Weihnachtsversion mit Glöckchen. Und "Easy Day", das sogar mit Helene-Fischer-Text funktioniert, wie die Fishbones gut gelaunt beweisen.

Das Publikum kann auch nach vier Zugaben nicht genug bekommen, zum Abkühlen braucht es eine leise Countrynummer mit zwei Gitarren und Ukulele. Mehr Weihnachtsfreude geht nicht.

© SZ vom 23.12.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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