Kommentar:Zurück zur Werkswohnung

Die Unternehmenschefs verlangen mehr günstige Apartments von Kreis und Kommunen. Warum wollen sie nicht selbst welche bauen?

Von Ingrid Hügenell

Günstige Wohnungen sind vor allem im Großraum München ein rares Gut und daher natürlich ein zunehmend wichtiger Standortfaktor. Das hat die Industrie- und Handelskammer ganz richtig erkannt. Städte und Gemeinden haben ebenso wie die Unternehmer ein vitales, eigenes Interesse daran, dass Arbeitskräfte zu ihnen kommen und Steuern bezahlen. Dass die Unternehmer beim Bau bezahlbarer Wohnungen zunächst auf die Kommunen schauen und bisher offenbar nicht auf die Idee gekommen sind, selbst tätig zu werden, ist verwunderlich.

Schließlich ist es nichts Neues, dass Firmen ihren Mitarbeitern günstige Wohnungen zur Verfügung stellen, nicht einmal im Oberland. In Penzberg etwa stehen noch immer ganze Straßenzüge von Bergarbeiterhäuschen. Die Firma Siemens hatte bis 2009 zahlreiche Werkswohnungen an vielen Standorten, ebenso die Deutsche Bahn bis zu ihrer Privatisierung. Dann wurden sie aufgegeben, was inzwischen schon wieder von manchen als Fehler gesehen wird.

Firmen könnten sich einen Wettbewerbsvorteil im Kampf um Fachkräfte schaffen, wenn sie günstige Mietwohnungen anböten. Zudem wäre der Wohnungsbau natürlich auch eine Investition, Immobilien gelten nicht umsonst gerade im Moment als gute Wertanlage. Mittelständler, die anders als die Bahn oder Großkonzerne nicht tausende Mitarbeiter haben, könnten sich zusammen tun, gemeinsam bauen und dann jeweils eigene Kontingente belegen. Hier ist Kreativität gefragt um entsprechende Konzepte zu entwickeln - eine Aufgabe, die der IHK unbedingt zuzutrauen ist.

© SZ vom 27.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: