Kommentar zur "Wolfratshauser Liste":Kritik alleine reicht nicht

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Unzufriedenheit kann ein wertvoller Nährboden sein, aus dem eine wichtige Veränderung entsteht. Für sich genommen aber ist sie inhaltsleer...

Von Konstantin Kaip

Die Stadtratswahl 2020 in Wolfratshausen wird spannend: Neben Bürgervereinigung, CSU, SPD und Grünen tritt nicht nur die FDP neu an, sondern auch die Wolfratshauser Liste. Die frisch im Vereinsregister eingetragene Gruppierung will all denen eine Stimme geben, die sich in den jüngsten Beschlüssen, die der aktuelle Stadtrat getroffen hat, nicht wiederfinden - wie ihre Gründer Helmut Forster, Manfred Fleischer und Richard Kugler, die sich von ihren Fraktionen distanziert haben.

Die sechste Möglichkeit für ein Kreuz auf dem Wahlzettel, so wünscht es sich das neue Bündnis, sollen also all jene ergreifen, die mit den Kompromissen aus dem Rathaus nicht einverstanden sind: die etwa eine Surfwelle für eine überteuerte Randsportattraktion halten oder den Marienbrunnen mitsamt den beiden Platanen in der Markstraße an Ort und Stelle erhalten wollen. Dass es zahlreiche Bürger gibt, die so denken, zeigen nicht nur viele Leserbriefe. Ihre Kritik ist in vielen Punkten durchaus legitim, ob man sie nun teilt oder nicht. Und wer unzufrieden ist, soll das auch politisch zum Ausdruck bringen dürfen.

Für das Wohl der Stadt aber reicht das nicht. Unzufriedenheit kann zwar ein wertvoller Nährboden sein, ein Movens, aus dem eine wichtige Veränderung entsteht. Für sich genommen aber ist sie inhaltsleer. Das gilt bis dato auch für die "Liste WOR", die nach der ersten Vorstellung kaum mehr liefert als eine Liste von Kritikpunkten. Wenn Forster und Co. erklären, was sie nicht wollen, mögen zwar viele Köpfe zustimmend nicken. Offen aber bleibt, was die neue Gruppierung denn stattdessen will. Für ein Urteil ist es freilich zu früh, ihr Wahlprogramm will die Wolfratshauser Liste, wie alle anderen auch, erst noch ausarbeiten. Die große Frage ist, wie konstruktiv es wird. Denn bislang gibt es fast nur Erklärungen dazu, was zu unterlassen ist. Was für Wolfratshausen getan werden soll, bleibt die neue Liste schuldig.

© SZ vom 31.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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