Kommentar zur Lage der Helferkreise:Hört auf diese Menschen!

Von David Costanzo

Einmal im Jahr ein Gläschen Sekt, Häppchen und warme Worte beim Gemeindeempfang sind eine schöne Sache. Aber nicht das, was die vielen, vielen Flüchtlingshelfer im Landkreis brauchen - und schon gar nicht das, was sie verdient haben. Die Ehrenamtlichen nehmen Kreis und Freistaat in ihrer Freizeit nach wie vor Aufgaben ab, die er selbst nicht leisten kann oder will, die aber unbedingt nötig sind - Dolmetscherdienste, Deutschkurse, Begleitung aufs Amt. Nicht selten sind sie es, die Entscheidungen der Ausländerbehörde erklären müssen. Warum darf ich nicht arbeiten? Dafür gebührt ihnen nicht nur Dank und Anerkennung. Politik und Behörden müssen sie als Partner auf Augenhöhe begreifen und auf ihre Forderungen eingehen.

Das war schon einmal so. Als vor zwei Jahren Städte und Gemeinden nicht wussten wohin mit immer mehr Frauen, Männern und Kindern, waren sie froh über jede Hand, die eine Flasche Wasser oder einen Stoffteddy überreichen konnte. Flüchtlingshelfer waren wie selbstverständlich in Krisenstäben vertreten.

Nun wäre es an der Zeit, wieder auf sie zu hören. Die Helferkreise sind keine weltfremden Revoluzzer, die alle Grenzen öffnen wollen. Das zeigt schon der Blick in die Runde beim Diskussionsabend in Wolfratshausen. Sie können sehr genau erklären, warum es sinnvoll ist, dass der junge Afghane, der nigerianische Familienvater oder der Iraker arbeiten - auch wenn diese womöglich nicht für immer bleiben dürfen. Weil alle profitieren: die Gemeinschaft, der Steuerzahler, die Wirtschaft, der Flüchtling selbst und vielleicht einmal sein Heimatland.

© SZ vom 06.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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