Kommentar zum Wohnungsbau:Bauen statt blockieren

Der Erfolg des Großraums zwingt die Gemeinden zum Wohnungsbau. Sonst werden sie nach und nach zum Hollywood der Reichen und noch Reicheren Münchens

Von David Costanzo

Alle wollen Wohnungen, günstig, zentral, groß, am liebsten nur für Einheimische. Das lässt sich leicht sagen in Sonntagsreden und Meinungsumfragen. Aber wenn dann die Bagger anrücken sollen in der Nachbarschaft, dann scheinen nicht einmal die bravsten Bürger mit Sitzblockaden zu zögern. Heiliger Sankt Florian!

Der Kreis braucht Wohnungen - und zwar jede Menge und nicht nur für Arme und Alte. Der Erfolg des Ballungsraums verdammt die Gemeinden dazu - und zwar alle. Sonst werden sie nach und nach zum Hollywood der Reichen und noch Reicheren Münchens.

Aus Mietwohnungen sind die Alteingesessenen ganz schnell raussaniert. Neue Fenster rein, neue Heizung in den Keller, Aufzug ans Haus, Miete verdoppelt, fertig. Beim Eigentum dauert das länger: Aber auch Häuschen auf schön großen Grundstücken werden irgendwann verkauft, und dann stehen die Abteilungsleiter der DAX-Konzerne auf der Matte. Oder die Erben pressen selbst sechs Eigentumswohnungen auf Großmutters Grundstück und verkaufen zum Höchstpreis. Da können die künftigen Kinder der Einheimischen schauen, wo sie bleiben. Das könnte auch der Nachwuchs der heutigen Protestierer sein.

Es ist darum richtig, wenn Münsing Wohnungen plant, Geretsried verdichtet und Wolfratshausen die Coop-Wiese bebaut. Es ist die einzige Chance der Städte und Gemeinden.

© SZ vom 01.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: