Kommentar zum Ramadama:Samstags kurz vor zwölf

Einen Vormittag lang nicht zur Schule gehen, um für Klimaschutz zu demonstrieren: Ja! Aber einen Vormittag lang die Schule sauber machen? Eher nicht

Von Konstantin Fahrner

Graue, milde Winter, heiße, trockene Sommer - die Auswirkungen des menschengemachten Treibhauseffekts sind nicht erst seit Kurzem auch in Deutschland spürbar. Zahlen und Fakten warnen seit Längerem vor einem nahenden Klimakollaps. Es ist wirklich kurz vor zwölf. Die Zeit läuft ab, um noch etwas zu ändern. Nun stellt sich die Frage: Was kann der Einzelne tun, um selbst den Zeiger wenigstens ein bisschen zurückzudrehen? Unter den Penzberger Anhängern der "Fridays For Future"-Bewegung - darunter einige Schüler des Gymnasiums - gehört es zum allgemeinen Konsens, dass sich jeder selbst zum Wohle des Klimas einschränken muss. Dass damit aber nicht nur weniger fliegen, mehr Rad fahren und bewusster essen gemeint sein könnte, kommt so manchem Schüler wohl nicht in den Sinn. Einen Vormittag lang nicht zur Schule gehen, um für Klimaschutz zu demonstrieren: Ja! Aber einen Vormittag lang die Schule sauber machen? Eher nicht. Auch Klimaschützer brauchen schließlich ihren Schönheitsschlaf. Und so fällt die Teilnehmerzahl von Schülerseite beim Ramadama in Penzberg eher mager aus - ganz anders als bei der Klimaschutz-Demo zwei Wochen zuvor. Dabei ist die Aktion nicht einmal eine Strafe sondern eine Gelegenheit. Eine Gelegenheit, für alle jungen, engagierten Klimaschützer, tatsächlich selbst mit anzupacken. Und - nebenbei bemerkt - pädagogisch gesehen ein sehr gelungener Kompromiss. Einige haben das verstanden und waren da. Die anderen wollen vielleicht auch ein bisschen mitspielen, um wirklich etwas zu verändern. Aber vielleicht nicht gerade samstags. Und schon gar nicht vor zwölf.

© SZ vom 09.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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