Kommentar zum Hallenbad:Zweiter Sieger statt Verlierer

Der Konflikt zwischen Wolfratshausen und Geretsried schadet beiden Städten. Darum kommt die Wortmeldung Edmund Stoibers zur rechten Zeit. Der Bürgermeister scheint umzudenken

Von David Costanzo

Solche Wellen löst das Geretsrieder Hallenbad in Wolfratshausen aus, dass selbst der frühere Ministerpräsident seinen Nichteinmischungspakt mit dem Wolfratshauser Rathaus bricht. Die Dimensionen hat wohl kaum einer der Nein-Sager im Rathaus geahnt. Ebenso wenig wie die Hallenbad-Gegner nicht verstanden haben, dass ihr unfassbares Nein nach Jahren der Planung zum spätest möglichen Zeitpunkt auch ein Nein zur Zusammenarbeit unter Nachbarn bedeutet. Und genau so ist die Wortmeldung Edmund Stoibers nicht einfach nur ein Ja zum Hallenbad, sondern auch eine Friedensinitiative im sich anbahnenden kalten Konflikt zwischen den Städten.

Es schadet Wolfratshausen und Geretsried, wenn sich Politiker beider Städte angiften. Wenn an Partei-Stammtischen und im Internet Schwüre gegen die Nachbarn gesprochen werden, wenn Geretsrieder Repräsentanten rhetorisch beim Wolfratshauser Bürgerbegehren mitmischen - so nachvollziehbar deren Frust ist. Die Fragen der Zukunft können beide Städte nur gemeinsam beantworten.

Nun scheinen Bürgervereinigung und Bürgermeister in Wolfratshausen umzudenken. Getrieben von der Wut der Bürger zwar, aber die wird abgekühlt sein, wenn der erste Köpfer ins Wasser gesprungen sein wird. Da ist es immer noch besser, als zweiter Sieger anzuschlagen, denn als Verlierer unterzugehen.

© SZ vom 08.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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