Kommentar:Zu Tode geliebte Natur

Kajakfahrer, Schneeschuhwanderer und Mountainbiker berufen sich oft auf ihre Liebe zur Landschaft. Sie übersehen dabei nur etwas

Von Ingrid Hügenell

Die Städte werden immer voller, die Autobahnen auch, und immer mehr Menschen wollen ihre Freizeit in der Natur verbringen. Wer dort gerne alleine sein und nicht auf viele andere Menschen treffen möchte, begibt sich notgedrungen immer höher auf die Berge und immer tiefer in unberührte Gebiete. Eine sehr verständliche Sehnsucht nach der Freiheit in der Natur zeigt sich. Die Naturliebhaber laufen dabei aber Gefahr, gerade das kaputt zu machen, was von dieser Natur noch halbwegs unberührt und intakt ist.

Im Landkreis sind es nicht nur die Kajakfahrer, die im Sommer in Scharen die Flüsse, vor allem die Isar, bevölkern und es den Wasservögeln schwer machen, ein ruhiges Plätzchen für ihr Nest zu finden. Dazu kommen im Winter Schneeschuhwanderer, die das Wild aus seinen Verstecken aufschrecken, und zu beinahe allen Jahreszeiten Mountainbiker, die sich in Gegenden wagen, die sonst kaum jemand betritt.

Alle berufen sich auf ihre Liebe zur Natur und zur Freiheit. Sie übersehen dabei nur etwas: Die Freiheit des Einzelnen muss da eingeschränkt werden, wo sie für andere, die Allgemeinheit oder eben die so geliebte Natur schädlich wird. Wer dennoch auf sein Recht pocht, sich überall frei zu bewegen, ist schlicht egoistisch. Natürlich ist es ein grandioses Erlebnis, auf einem abgelegenen Gipfel zu übernachten. Wer aber ein wirkliches Verständnis für Berge, Wälder und Flüsse als Lebensraum nicht nur des Menschen hat, dem müsste es eigentlich lieber sein, darauf zugunsten von Tieren wie dem Birkhuhn zu verzichten. Denn das verliert im Zweifel nicht ein schönes Erlebnis, sondern sein Leben.

© SZ vom 09.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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