Diesen Drive würde man sich in der Stadtpolitik wünschen: Landrat Josef Niedermaier hat bei der SZ-Tour den Wolfratshausern unmissverständlich gesagt, wo's langgehen müsste. Nämlich keineswegs nur mit der S-Bahn bis Geretsried. Sondern auch mit Wolfratshausen zu einer (endlich!) größeren Attraktivität. Die Altstadt mag das eine sein, was Besucher in eine Stadt lockt, aber wirkliche Chancen einer städtebaulichen Entwicklung birgt tatsächlich das Gelände am und rund um den Bahnhof.
Das Wort "Chance" ist hier fast noch eine Untertreibung. Wenn man hört, was der Landrat jetzt wieder betonte - Wolfratshausen ist nach dem Münchner Flughafen die meistfrequentierte S-Bahn-Endstation in der Region - dann kann man nur staunen oder sich wirklich ärgern. Ja, hat das denn bisher kein Lokalpolitiker zur Kenntnis genommen? Wie kann man unter diesem Aspekt so wenig in die Attraktivität des Bahnhofs samt Umgriff investieren? Warum ist nicht längst die staatliche Städtebauförderung zu Rate gezogen worden?
Jeder Bahnhof ist eine Visitenkarte für seine Kommune. Die von Wolfratshausen ist schon ziemlich abgegriffen. Hier fehlt es an Schönheit ebenso wie an Nutzen. An Leben, an Trubel, an Verlockungen. Mit einem Wort: an Urbanität. Die traurige Wahrheit der hohen Passagierfrequenz ist vermutlich jene: Die Leute fahren vor allem deshalb bis Wolfratshausen, weil man von hier aus schöne Wander- oder Radtouren unternehmen kann. Es wäre einen kraft- und ideenvollen Versuch wert, sie hier zu halten. Der Landrat hat recht: Man sollte nicht nur überlegen, den Bahnhof zu gestalten - man muss das tun. Niedermaier hat übrigens beim SZ-Tour-Termin betont, er habe ja in der Stadtpolitik nichts zu sagen. Schade eigentlich.