Kommentar:Wirtschaft versus Umwelt

Der Wintertourismus hat zwei Seiten

Von Benjamin Engel

Aus Sicht der Bergbahn-Betreiber mag der Ausbau am Brauneck verständlich sein. Für einen zukunftstauglichen Tourismus sind immer modernere Lifte und Beschneiungsanlagen aber die falsche Antwort. Schon jetzt sind die Auswirkungen des Klimawandels unübersehbar. Darüber kann selbst ein schneereicher Winter wie der vergangene kaum hinwegtäuschen. Das Wetter wandelt sich. Einmal schneit es in kürzester Zeit so viel, dass es gefährlich wird. Dann wieder ist es wochenlang deutlich zu warm und trocken. Zu Weihnachten 2015 nutzten selbst die besten Schneekanonen nicht. Wegen der hohen Temperaturen konnten sie nicht laufen. Der Skibetrieb konnte erst später starten.

Richtig ist allerdings, dass das Lenggrieser Skigebiet für das Tölzer Land ein wichtiger Wirtschaftsfaktor ist. Der Wintersport hat Wohlstand in die Region gebracht. Bergbahn-Betreiber, Hüttenwirte, Einzelhandel, Handwerk und Übernachtungsbetriebe verdienen damit viel Geld. Um im Wettbewerb mit der Konkurrenz zu bestehen, muss die Brauneck- und Wallbergbahnen GmbH investieren. Dem Wirtschaftsunternehmen sichern die Beschneiung und moderne Lifte wie die geplante Schrödlsteinbahn mit Sechsersesseln die Existenz. Ohne Neuerungen bleiben Gäste aus. Denn wer Ski fährt, muss so ehrlich sein: Lange Wartezeiten, die früher ganz normal waren, würde heute keiner mehr akzeptieren.

Dauerhaft ist die Wachstumslogik, immer mehr Menschen in kürzerer Zeit auf den Berg zu schaufeln, keine Lösung. Schon jetzt ist der Ansturm auf die Kommunen am Alpenrand problematisch. Die Anreise mit dem eigenen Auto verstopft Straßen und verpestet die Umwelt mit Schadstoffen. Ein erster Ansatz könnte sein, mehr Gäste zum Umsteigen auf Bus und Bahn zu bewegen.

© SZ vom 31.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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