Kommentar:Wille sucht Weg

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Die Flusssurfer haben keinen Grund zur Euphorie

Von Konstantin Kaip

Der Wille zur Welle ist da. Das zumindest lässt der Beschluss des Wolfratshauser Stadtrats erkennen: Das deutschlandweite Pilotprojekt, in das der Verein "Surfing Wolfratshausen" Tausende ehrenamtliche Stunden und die Stadt bereits mehr als 100 000 Euro gesteckt haben, soll weitergeführt werden. Grund zur Euphorie haben die Flusssurfer dennoch nicht. Denn ob die stehende Welle tatsächlich gebaut wird, ist so fraglich wie nie. Das liegt an den Auflagen, die der Stadtrat an seinen Beschluss geknüpft hat: 400 000 Euro darf der Anteil der Stadt maximal betragen, die bereits geleisteten Kosten sind davon abzuziehen. Garantieren sollen das fertige Verträge mit Kraftwerksbetreiber und Verein - und Kostenberechnungen mit Festpreisen für die Bauleistungen. Die Verwaltung, die sich bisher für einen Bauherrn viel zu passiv verhalten hat, muss nun verwertbare Fakten liefern.

Es ist gut möglich, dass die Auflagen das Projekt zu Fall bringen. Nicht öffentliche Berechnungen gehen inzwischen von 750 000 Euro Gesamtkosten aus - und die deutschlandweit erste Flusswelle für Surfer birgt noch einige Unbekannte. Vor der Sitzung hatte der Zweite Bürgermeister Fritz Schnaller den Innsbrucker Wasserbauingenieur Markus Aufleger um Rat gefragt. Der berichtet von zahlreichen ähnlichen Projekten, in Nürnberg, Kempten oder Bad Reichenhall. Keines sei bislang realisiert worden - vor allem wegen der Kosten.

Das zeigt die missliche Lage, aber auch die einmalige Chance: Wolfratshausen könnte die erste Kommune sein, die die Welle wagt. Dabei hilft der Umstand, dass durch ein weggebrochenes Projekt nun deutlich mehr Fördermittel verfügbar sind. So teuer die Surfwelle ausfallen mag: Es gäbe sie wohl nie mehr so günstig. Der Beschluss ist daher mehr als ein "Begräbnis zweiter Klasse", wie ihn seine Gegner nennen. Er ist der Versuch, für den Willen, der auch der vieler Bürger ist, einen Weg zu finden - in einer vertretbaren Grenze. Die Surfer können nur hoffen, dass die großzügig genug gewählt ist. In eine Attraktion, die Menschen aus der ganzen Region anziehen würde, wäre auch eine halbe Million gut investiert.

© SZ vom 14.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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