Kommentar:Weniger Abfall ist mehr

Warum es zu allen Formen der Mülltrennung eine bessere Alternative gibt

Von David Costanzo

Abfall ist nicht gleich Müll. Mülltrennung ist nicht gleich öko. Das verrät schon der Begriff "Wertstoff". Es geht bei Aludosen, Tetrapaks, Bechern, Altpapier und sogar beim Restmüll um Milliarden für Städte und Gemeinden, Konzerne und Verbrennungsanlagen - und nicht so sehr um die Umwelt. Das ist die Schieflage in der Debatte, die es geradezurücken gilt: Müll ist dann verträglich für Natur und Klima, wenn er gar nicht erst anfällt. Wenn man Pfandflaschen statt Wegwerfware nutzt, wenn man seine Äpfel lose beim Händler kauft, wenn man selbst kocht, statt zu Konserven zu greifen.

Dann erst stellt sich die zweite Frage: Was passiert mit dem Müll, der bleibt? Ein gutes Sammelsystem für den Abfall kann nur eines sein, das auch effizient funktioniert und möglichst viele Bürger zum Mitmachen motiviert. Natürlich gibt es die Eifrigen unter den Mülltrennern, die noch die Pappe vom Erdbeerjoghurtbecher abkratzen. Wichtiger ist es jedoch diejenigen zu erreichen, die aus Bequemlichkeit gerne ein Auge zudrücken und die leere Konservendose im Restmüll verschwinden lassen. Es gibt Studien, die zeigen, dass die Trenn-Moral der Deutschen nicht zu-, sondern phasenweise abnimmt. Da liegt der Gelbe Sack vor der Haustür vielen Menschen womöglich näher als die Wertstoffinsel in mehreren Kilometern Entfernung. Zumal: Bei der Anfahrt mit dem Auto jagt man Abgase in die Luft, die jede Umweltbilanz wieder ruinieren können.

© SZ vom 27.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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