Kommentar:Vertane Chance für Gewerbegebiet

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Der kleine Lainbachwald ist nach Meinung von Experten gar nicht so wertvoll

Von Klaus Schieder

Das Land um Benediktbeuern ist von atemberaubender Schönheit. Damit sich daran nichts ändert, muss der Schutz der Natur eine herausragende Rolle spielen, nicht bloß wegen der Touristen, sondern vor allem per se. Dieser Gedanke dürfte im Bewusstsein der Klosterdorf-Bewohner fest verankert sein, erklärt aber alleine noch nicht, dass eine deutliche Zwei-Drittel-Mehrheit der Wahlberechtigten im Bürgerentscheid am Sonntag für den Erhalt der Lainbachwaldes gestimmt hat.

Das überraschend klare Ergebnis darf sich die Bürgerinitiative ans Revers heften, die über ein Jahr lang - allen Rückschlägen zum Trotz - nicht müde wurde, gegen eine Erweiterung des Gewerbegebiets Süd in den Forst hinein zu kämpfen. Dazu führte sie so gut wie alles ins Feld, was sich gegen eine Ansiedlung von Betrieben nur sagen lässt: Flächenfraß, Bodenversiegelung, Zerstörung eines Biotopverbunds, Vernichtung von Lebensraum für seltene Arten... Das hat gewirkt.

Das Problem: Der kleine Lainbachwald ist nach Einschätzung etlicher Naturschutzexperten gar nicht so wertvoll, dass er wie ein hochwertiges Biotop unbedingt erhalten werden müsste. Auch der Flächenfraß hält sich bei drei Hektar fürs Gewerbegebiet in eher engen Grenzen. Und ob die Verbundfunktion so hundertprozentig gegeben ist, darüber lässt sich wegen der B 11, aber auch anderer Straßen, die den Wald durchkreuzen, durchaus streiten. Für die Ansiedlung von kleinen und mittleren Firmen, die mehr Platz brauchen, wäre das vorgesehene Areal nicht so schlecht gewesen. Weil es sich ans bestehende Gewerbegebiet anschließt, hätte man zum Beispiel keine neuen Zufahrten bauen müssen. Etliche Arbeitnehmer, die nun weiterhin nach Penzberg oder Bad Tölz fahren müssen, hätten ihr Auto künftig stehen lassen und das Fahrrad nehmen können. Und ein 40 Meter breiter Streifen des Waldes wäre ohnehin stehen geblieben - ökologisch aufgewertet, wie die Gemeinde versprach. Allemal genug, um der Biotopverbundfunktion gerecht zu werden.

All dies wird nun Konjunktiv bleiben. Ein neues Gewerbegebiet an anderer Stelle wird es auf absehbare Zeit nicht geben. Schon gar nicht innerorts in der Nähe von Wohnhäusern. Auch nicht im Norden, wo sich die Kommune mit etlichen Grundstückseigentümern über den Preis einigen müsste - sofern die überhaupt verkaufen wollen. Aber die Niederlage hat sich die Gemeinde auch selbst zuzuschreiben. Denn anders als die Bürgerinitiative blieb sie in der Debatte um den Lainbachwald eher passiv. Aus der Defensive fand sie jedenfalls nie heraus.

© SZ vom 12.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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