Kommentar:Vernunft statt Stimmungen

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Im Landkreis ist es die drängende gesellschaftliche Herausforderung, hier und jetzt mit den ankommenden Flüchtlingen ein gutes Miteinander zu organisieren

Von Alexandra Vecchiato

Die Sorge von Eltern um ihre Kinder ist verständlich. Sie muss ernst genommen werden. Natürlich kann es nicht angehen, dass Mädchen und Frauen sich nicht mehr zum Baden an die Isar trauen. Wer gegen Gesetze in Deutschland verstößt, muss zu Recht mit Konsequenzen rechnen. Dafür sind Polizei und Justiz zuständig. Die Vorkommnisse in Lenggries - so unschön sie sein mögen - sind jedoch keine Begründung dafür, die Aufnahme und Unterbringung weiterer Asylsuchender abzulehnen. Daher sind die Wortmeldungen vieler Lenggrieser Bürger bei der Info-Veranstaltung "Asyl" im Alpenfestsaal kategorisch abzulehnen. Fremdenfeindlichkeit hat in diesem Landkreis keinen Platz. Emotionen sind bei diesem Thema schlechte Berater.

Jeder Mann und jede Frau sollte sich vor Augen halten, welche Umstände die Asylsuchenden dazu brachten, ihre Heimat zu verlassen. Zugegeben sind unter ihnen auch Menschen, die nicht vor Krieg und Verfolgung auf der Flucht sind, sondern ein wirtschaftlich besseres Leben in Deutschland zu finden hoffen. Die Frage, ob es zwei Arten von Asylrecht in der Bundesrepublik geben muss - für politisch Verfolgte und für Zuwanderer -, ist berechtigt, muss aber letztlich vom Staat beantwortet werden.

In den Städten und Gemeinden im Landkreis ist es die drängende gesellschaftliche Herausforderung, hier und jetzt mit den ankommenden Flüchtlingen ein gutes Miteinander zu organisieren. Dazu ist ein klares Bekenntnis gegen rechtes Gedankengut vonnöten. Lob gebührt Bürgermeister Werner Weindl dafür, dass er Verstöße mit Anzeigen wegen Volksverhetzung ahnden will.

Der Gemeinderat wäre gut beraten, seine Entscheidung zur ehemaligen Kaserne zu überdenken. Vielleicht ist eine zeitlich befristete Ausnahme zur Nutzung als Asylunterkunft machbar.

© SZ vom 16.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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