Kommentar :Stellplätze statt Konzept

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Man wähnt sich manchmal im falschen Film...

Von Konstantin Kaip

Wer den Wolfratshauser Stadtrat in den vergangenen Jahren verfolgt hat, muss sich am Mittwoch im Bauausschuss im falschen Film gewähnt haben: Die Volksvertreter, die zuvor stets zum Sparen ermahnt und Entscheidungen aus Kostengründen verschoben haben, stimmten plötzlich mit deutlicher Mehrheit dafür, 1,7 Millionen Euro für ein Parkhaus am Paradiesweg auszugeben. Der Beschluss für eine viel günstigere, aber auch ertragsärmere ebenerdige Variante wurde mit hochgekrempelten Ärmeln vom Tisch gefegt. Hat etwa die Aktion von LAW und Werbekreis, die den Stadtrat auffordert, endlich zu handeln, gefruchtet? Schließlich sind die Plakate kürzlich selbst dem Bundesaußenminister aufgefallen - und als untätig lässt sich kein Politiker gern bezeichnen.

Die Investition ist mutig. Ob sie aber auch sinnvoll ist, wird sich zeigen müssen. Schließlich soll ein privater Investor ein paar hundert Meter weiter am Hatzplatz ein Parkhaus mit 150 kostenpflichtigen Stellplätzen bauen und wirtschaftlich betreiben. Auch wenn die Frage noch nicht endgültig geklärt ist, wird ein Parkhaus am Paradiesweg wohl nur dann seinen Zweck erfüllen, wenn es eine attraktive Alternative zur Innenstadt darstellt, also nichts kostet. So könnte der städtische Bau am Ortseingang durchaus eine Konkurrenz zum Hatzplatz sein. Werden beide Projekte realisiert, wäre mit einem Schlag die Parkplatzfrage gelöst und den Weg zur Umgestaltung des Loisachufers frei. Es bleiben aber Fragezeichen: Denn noch ist der Erbpachtvertrag für den Hatzplatz nicht unterzeichnet. Und unklar bleibt auch, wann das Parkhaus am Paradiesweg steht. Wird der angekündigten Klage der Nachbarn stattgegeben, kann sich der Bau lange hinziehen.

LAW und Werbekreis fordern auch das lange angekündigte Parkraumkonzept. Der jüngste Beschluss deutet nicht darauf hin, dass die Stadt eines hat.

© SZ vom 14.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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