Kommentar:So wird das nichts werden

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Mit dieser halbgaren Interessengruppe und einem Zukunftsforum wird sich das Stadtleitbild nicht retten lassen

Von Thekla Krausseneck

Wenn die Stadt Geretsried zur Bürgerversammlung einlädt, dann kommen viele Stadträte, einige Abteilungsleiter aus dem Rathaus und ein paar Vereinsvertreter - und mit etwas Glück kreuzen sogar drei, vier Bürger auf. Der Saal ist dann zwar voll, aber eigentlich ist kaum jemand da. Über die Gründe für das Desinteresse kann man spekulieren. Die allgemeine Politikverdrossenheit wird es nicht sein, denn in Wolfratshausen füllen zu den Bürgerversammlungen regelmäßig rund 200 Menschen die Loisachhalle.

Die neu gegründete Interessengruppe "Zukunft. Perspektive. Geretsried" um Jens Becker-Platen und Stefan Heinle glaubt, etwas zu können, was die Stadt nicht schafft: Sie will Bürger zur Eigeninitiative bewegen, ihnen ein Forum bieten und sie vor der Stadt vertreten. Die Idee ist nicht schlecht: Bürger, die in der Vergangenheit geklagt haben, sie hätten keine Lobby in Geretsried, würden sich in der Theorie künftig an die Interessengruppe wenden. Klingt schön, ist aber schwierig umzusetzen. Will die Interessengruppe zu einer echten Bürgerlobby werden, muss sie sich etwas anderes ausdenken als eine Neuauflage der Bürgerwerkstatt von 2014, in der Grüppchen ihre Vorschläge auf Plakate schreiben. Warum sollten die Geretsrieder zu dieser Veranstaltung kommen, wenn sie noch nicht einmal zur Bürgerversammlung gehen? Die jungen Leute will die Initiative auch ansprechen. Und das versucht sie ausgerechnet, indem sie samstags um 10 Uhr morgens mit einem Vortrag über Stadtentwicklung einsteigt. Das wird kaum funktionieren.

Es ist verständlich, dass Heinle sich bemüht, das Stadtleitbild 2025 neu zu beleben. Es ist 2014 immerhin im Zuge einer beispielhaften Bürgerbeteiligung nach seinem Konzept entstanden. Dass die Stadt Geretsried die Stadtleitbild-Koordinationsstelle nicht nachbesetzt hat und die Umsetzung brachliegt, ist eine Schande. Aber mit dieser halbgaren Interessengruppe und einem Zukunftsforum wird sich das Stadtleitbild nicht retten lassen.

© SZ vom 02.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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