Kommentar:Richtige Lehren aus einem Fehler

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Bürgermeister Klaus Heilinglechner hat sich entschuldigt. Und das ist auch gut so

Von Matthias Köpf

Wolfratshausens Bürgermeister hat mit seiner Entschuldigung am Dienstagabend das getan, was die Bürger und Stadträte von ihm erwarten durften. Eine inhaltliche Stellungnahme zu seinen umstrittenen Aussagen wäre zwar ebenso gut und wichtig gewesen wie diese förmliche Entschuldigung, doch wirklich zu erwarten war sie nicht. Denn mindestens das scheint Heilinglechner aus der Affäre gelernt zu haben, dass er sich mit weiteren Rechtfertigungsversuchen nur noch tiefer in die Krise geritten hätte. So hat er die Sache mit seinem Canossa-Auftritt bis auf Weiteres aus der Welt geschafft. Es wäre gut, es damit jetzt auch gut sein zu lassen.

Denn so unaufrichtig, wie Heilinglechner zuletzt erschienen sein mag, ist er gerade nicht. Im Gegenteil: Wo auch unter Lokalpolitikern manch anderer längst lavieren und taktieren würde, da trägt der Wolfratshauser Bürgermeister sein Herz noch oft auf der Zunge. Das hat ihm viele Sympathien und womöglich überhaupt erst die Wahl zum Bürgermeister eingebracht - und in fast schon ironischer Weise hat ihm seine Offenherzigkeit bei der UWW-Veranstaltung auch all den Ärger der vergangenen Wochen beschert.

Wenn der Bürgermeister nun ankündigt, in Zukunft auch an seinen eigenen Fähigkeiten arbeiten zu wollen, dann ist das honorig, soll aber hoffentlich nicht heißen, dass er sich beim Gemeindetag für den nächsten Rhetorikkurs einschreiben oder sonst irgendwie gewiefter werden will. Vielmehr sollte Heilinglechner die Erkenntnis verinnerlichen, dass er als Bürgermeister die Dinge nicht so umstandslos angehen kann, wie er es zuvor vielleicht gewohnt war. Auch wenn ihm ein Anliegen wie der Bürgerladen noch so sinnvoll erscheinen mag: Entscheiden muss über Projekte dieser Größenordnung der Stadtrat, und zwar von Anfang an und auf Basis aller relevanten Informationen. Im Umgang mit dem Stadtrat und mit den Bürgern ist größte Transparenz und Offenheit nötig, auch wenn das die Dinge zunächst scheinbar komplizierter machen mag. Wenn ihm einer seiner Berater da etwas anderes sagen sollte, dann ist Heilinglechner eben schlecht beraten. Und schlechter Rat ist am Ende eben noch teurer als guter.

Die Stadträte haben Heilinglechner seinen Fehler verziehen, sicher zu Recht. Vergessen werden sie ihn nicht.

© SZ vom 18.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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