Kommentar:Richtig gemacht, falsch begründet

Warum der Lärm kein gutes Argument für Tempo 30 ist

Von Barbara Briessmann

Mit Tempo 30 kehrt Ruhe ein. Klingt märchenhaft einfach. Dabei herrscht in der Markstraße doch längst lähmende Stille. Zu einer "Stadt der kurzen Wege" müsse sich Wolfratshausen entwickeln, hatte die Gutachterin dem Stadtrat erklärt. Doch wer in dieser Stadt "nur kurz" mal etwas erledigen will, muss ins Auto steigen - und dann weite Wege in Kauf nehmen bis zum nächsten Supermarkt. Im Rathaus haben sie es geschafft, dass im Zentrum niemand mehr anhalten will. Darum mutet es zunächst wie ein Witz an, dass die Stadt jetzt unbedingt eine Bundesstraße zur Tempo-30-Zone machen will. Und das auch noch aus Lärmschutzgründen.

Doch man kann auch mit den falschen Argumenten das richtige tun: Schließlich kann Tempo 30 im Zentrum einiges bringen - zum Beispiel mehr Sicherheit. An einer viel befahrenen Straße steigt die Gefahr von Unfällen. Deswegen mögen viele Familien vielleicht nicht im Ober- und Untermarkt flanieren. Wer setzt sich schon gern in ein Straßencafé, wo ihm ein Lastwagen viel zu nahe kommt. Es erhöht sich der Wohlfühlfaktor, wenn es langsamer zugeht. Tempo 30 - sicher ein gute Idee. Wenn dadurch der Lärm doch weniger wird, noch besser. Am besten wäre es aber, die Zahl der Autos zu reduzieren. Da wären Lautstärke und Sicherheit mit dabei. Drei Fliegen mit einer Klappe sozusagen. Kein Märchen.

© SZ vom 19.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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