Kommentar:Reif für die Entscheidung

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Über die Pläne zum Ambacher Seniorenstift wird nun schon seit drei Jahren debattiert - das sollte reichen

Von Benjamin Engel

Sieht jemand den Wald vor lauter Bäumen nicht, fehlt ihm der Durchblick. Daran hat Thomas Schurz (CSU) unbeabsichtigt erinnert, als der Münsinger Gemeinderat am Dienstag zum wiederholten Mal über das Ambacher Seniorenwohnstift debattierte. "Mich langweilt es, dass wir bei Bauvorhaben 50 Prozent über Bäume reden", kritisierte er. Es ging um den Erhalt einer Eiche an der Zufahrt zum früheren Sanatoriumsgelände der Familie Wiedemann. Ob bewusst oder unbewusst, Schurz hat mit seiner Aussage den Nagel auf den Kopf getroffen. Nach mehr als drei Jahren zäher Diskussionen sollte der Gemeinderat die Vorzüge des Entwurfs von Matteo Thun für das Areal erkennen. Sich nur im Kleinklein zu verlieren bringt keinen weiter.

Seit inzwischen mehr als zehn Jahren rotten die Gebäude des früheren Wiedemann-Sanatoriums vor sich hin. Mit deutlicher Mehrheit hat sich der Gemeinderat für den Entwurf des italienischen Architekten entschieden. Und dessen Pläne haben auch ihre Qualitäten. Die Langhäuser und die auf 20 Grad erhöhte Dachneigung greifen traditionelle Bauweisen auf. Der alte Baumbestand bleibt weitgehend erhalten. Statt des Ärztehauses ganz unten am Hanggrundstück soll ein Teich entstehen. Zudem hat das Büro von Thun gezeigt, dass es auf die Kritik und den Druck der Räte reagiert. Der Architekt und sein Team werden die oberen Stockwerke der Gebäude nun doch aus Holz statt aus Ziegeln errichten.

Am Ziel sind der Betreiber "Kuratorium Wohnen im Alter" (KWA) und Thun damit aber noch nicht. Das hat die jüngste Gemeinderatssitzung gezeigt. Den Räten gefiel es nicht, dass zwei Wohnungen aus dem Souterrain einfach auf ein anderes Gebäude aufgesattelt werden sollten. Als viel zu massiv kritisierten sie den Plan. Denn damit wäre das Haus auf einmal um ein Geschoss und mehr als 1,50 Meter höher. Mit ihrer Ablehnung haben die Räte aber womöglich den entscheidenden Lösungsansatz aufgezeigt. Das KWA könnte auf die Kritik eingehen und die zwei Wohnungen samt Geschoss einfach streichen. Womöglich ließe sich auch das Dach weiter nach unten ziehen. Die Zeit ist jedenfalls nach mehr als drei Jahren endgültig reif für eine finale Entscheidung.

© SZ vom 01.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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