Kommentar:Rechts, nicht im Recht

Ausgerechnet bei der CSU in Geretsried werden fragwürdige Parolen aufgetischt

Von Thekla Krausseneck

Ausgerechnet in Geretsried, in dem mehr als 80 Nationen leben, bedauert Stadtrat Wolfgang Möckel auf dem CSU-Stammtisch die Abschaffung der Binnengrenzen. Es wird sogar - wegen der Flüchtlinge! - die Zukunft der Bundesrepublik als Industrienation in Frage gestellt. Afghanen, die sich in Unterkünften prügeln, angeblich nur, weil sie unterschiedlichen Clans angehören, sollen gefälligst nicht nur getrennt, sondern gleich abgeschoben werden, heißt es da. Und ein Gast glaubt gar, dass sich die Einwanderer wegen ihrer unterschiedlichen Herkunft untereinander bekriegen werden. Es mag Konflikte unter Flüchtlingen geben. Es mag sie auch unter Einwanderern geben, die schon länger hier sind. Wenn es sie aber gibt, dann nicht wegen ihrer Herkunft, sondern weil sie nie richtig integriert wurden.

Je länger die Diskussion dauerte, desto schärfer wurde der Ton, desto mehr Redner wagten sich vor. Klar. Gruppengefühl macht stark. Wer sich unter Gleichgesinnten wähnt, fühlt sich im Recht und ergreift schneller das Wort. Im Recht fühlen sich aber durch solches Gerede noch ganz andere Geister. Sie spüren den Wind, der auch am CSU-Stammtisch wehte, und lassen sich von ihm zu Straftaten animieren, die ganz und gar nicht im Sinn der CSU sein dürften. Schade, dass nur ein einziger Gast energisch widersprochen hat.

© SZ vom 26.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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