Kommentar:Professionelle Ehrenamtliche

Was Asyl-Helfer in Wolfratshausen leisten, geht über ehrenamtliches Engagement weit hinaus

Von Felicitas Amler

Die Frau ist ein Profi durch und durch - selbst da, wo sie "nur" ehrenamtlich tätig ist. Was Ines Lobenstein als Leiterin des Flüchtlingshelferkreises in Wolfratshausen geleistet, initiiert, angeschoben und verwirklicht hat, ist im weiten Umkreis beispielhaft. Überall zwischen Icking und Lenggries gibt es Freiwillige, ohne die einerseits Asylbewerber hier ein viel schwereres Leben hätten, und ohne die andererseits die öffentliche Hand der Aufgabe Asylbetreuung nicht gerecht werden könnte. Doch die Wolfratshauser Asyl-Helfer sind herausragend. Das zeigte sich jetzt wieder einmal, als Lobenstein den Kreis beim katholischen Dekanatsrat repräsentierte.

Die Wolfratshauser sind im Schnitt 400 Stunden pro Woche für Asylsuchende da, sie bieten siebenmal wöchentlich Deutschkurse, unterhalten ein Bürgercafé, pflegen Familienpatenschaften und betreiben eine Kleiderkammer. Und sie haben eine Internet-Seite, die für sich schon etwas Besonderes ist. Man erfährt dort alles über die Gruppe und ihre reich verzweigten Angebote, von "Erstkontakt" bis "Reparatur gespendeter Fahrräder". Doch damit nicht genug: Die Ehrenamtlichen haben drei eigene Flyer erarbeitet - für Helfer sowie für Flüchtlinge in Wolfratshausen und in Geretsried (Übersetzungen sind in Arbeit). Jeder neue Helferkreis kann sich hier informieren, bedienen und orientieren. Die grundlegende Arbeit muss nicht in jeder Kommune aufs Neue geleistet, Kontakte und Links müssen nicht jedesmal aufs Neue ermittelt werden.

Ohne die fachlich versierte Sozialpädagogin Ines Lobenstein, ihren im Hintergrund mitwirkenden Ehemann Peter und siebzig andere Ehrenamtliche wäre ein derartig professionelles Engagement undenkbar. Das sollten ihnen nicht nur die Flüchtlinge danken.

© SZ vom 17.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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