Kommentar:Prinzip Hoffnung

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Die Penzberger Einzelhändler sind verunsichert, weil sie nicht wissen, was mit den Läden im Thal passiert

Von Alexandra Vecchiato

Die Stadt Penzberg vergibt gerade ihre Chance auf eine Gestaltung, die zukunftsweisend ist. Es geht um ihre Attraktivität als Einkaufsstadt für die nächsten Jahrzehnte. Zugegeben, Einzelhändler jammern gerne. Doch droht Konkurrenz quasi vor der eigenen Haustür. Was auf die Penzberger Geschäftsleute zukommen soll, ist drastisch. Das große Fachmärkte- und Discounterzentrum (voraussichtlich unter anderem Vögele, Deichmann und Lidl) auf dem Edeka-Gelände, weitere Einzelhandelsflächen in Bahnhofsnähe und das Damoklesschwert, wonach wegen der Geschäftsverlagerungen frei werdende Ladenflächen wieder von Textilern und Schuhgeschäften angemietet werden - es kann einem grausen.

Es ist die große Unsicherheit, was mit den Läden im Thal passiert, die die Einzelhändler berechtigterweise umtreibt. Wenn Vögele und Deichmann tatsächlich auf das Edeka-Areal ziehen, kann keiner dem Vermieter verbieten, wieder eine Schuh- und eine Textilkette als Nachfolger anzuwerben. Die Folge: geballte Konkurrenz. Dass dies keine Schwarzmalerei ist, bestätigt Christian Hörmann von der Beratungsgesellschaft CIMA. Die CIMA hat eine Verträglichkeitsuntersuchung angefertigt, die aufzeigt, was auf dem Edeka-Areal möglich ist, ohne dass die Geschäfte im Zentrum Schaden nehmen. Hörmann geht davon aus, dass künftig in den Läden im Thal nicht mehr Schuhe und Kleidung verkauft werden. Ansonsten stimmt sein Ergebnis nicht.

Der gesunde Menschenverstand legt nahe, keine Entscheidungen übers Knie zu brechen. Sondern alle Entwicklungen in der Gesamtschau zu analysieren und zu klären, welche Stellhebel die Stadt drehen könnte, um Schlimmstes abzuwehren. Dafür ist es nach Stand der Dinge zu spät.

Der Stadtrat hat sich selbst in eine Zwickmühle manövriert. Im April haben die Räte es noch gescheut, die Bauanträge der Unternehmensgruppe Küblböck, die das Edeka-Areal entwickelt, durchzuwinken aus Sorge, der Innenstadt ein Grab zu schaufeln. Doch Bauanträge müssen innerhalb von zwei Monaten behandelt werden. Also ist Stichtag in der Stadtratssitzung am 24. Juli. Was bleibt also? Mal wieder auf das Prinzip Hoffnung zu setzen.

© SZ vom 12.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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