Kommentar :Pflegt die Berge!

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Am Berg wird kräftig investiert. Dabei ist schon jetzt absehbar: Der Tourismus wird umdenken müssen

Von Benjamin Engel

Auf dem Brauneck vollzieht sich im Kleinen, was für die gesamte Wintersport- und Tourismusindustrie lange typisch ist. Der Trend zur Konzentration scheint in den Skigebieten unaufhaltsam. Am Berg wird kräftig investiert. Es entstehen moderne Lifte, die immer mehr Personen in größerer Zahl auf die Gipfel schaufeln. Viele Hänge gleichen einem gespickten Rehrücken - mit Schneekanonen und -lanzen, die sich am Pistenrand talabwärts aneinanderreihen. Über Täler und Berge hinweg schließen sich Betreiber zu immer größeren Liftverbünden zusammen. Die Kleinen können im massiven Wettrüsten beim Kampf um die Kunden nicht mehr mithalten und geben auf.

Aus wirtschaftlicher Perspektive ist der Verkauf der Singhammer-Lifte an die Brauneck- und Wallbergbahnen GmbH positiv. Um die Ansprüche der Skitouristen erfüllen zu können, ist die Modernisierung der in die Jahre gekommenen Liftanlagen überfällig. Ohne Beschneiung geht heute sowieso fast nichts mehr, noch dazu an sonnenexponierten Südosthängen wie am Finstermünzkessel. Wenn das Brauneck im Winter weiterhin ein Wirtschaftsfaktor bleiben will, braucht es Investitionen.

Gleichzeitig zeigt sich an den Verkaufs- und Modernisierungsüberlegungen für das Brauneck die Kurzfristigkeit solchen Denkens. Langfristig gesehen wird es wärmer. Damit schwindet die Schneesicherheit, also die Zeit, in der die Hänge ausreichend mit natürlichem Weiß bedeckt sind. Steigen die Temperaturen um 1,5 Grad Celsius ist dies laut einer Studie der Universität Innsbruck und des Deutschen Alpenvereins am Brauneck ohnehin dahin. Schon 2030 könnte es soweit sein. Und mit einem solchen Temperaturanstieg wären selbst mit Kunstschnee nur noch die Hälfte der Pisten schneesicher. Für die Zukunft bedeutet das, im Tourismus umzudenken - hin zu nachhaltigeren und schonenden Formen. Ständig weiter malträtieren lassen sich die Berge mit immer schnelleren Liften, Speicherseen und Beschneiungsanlagen nicht, ohne dauerhaften Schaden zu nehmen. Sensibilität ist gefragt!

© SZ vom 15.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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