Kommentar:Nichts für Mutlose

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Die Marktstraße in Wolfratshausen soll belebt werden

Von Wolfgang Schäl

Die Wolfratsauser Bürgervertreter hören es nicht gern, das geflügelte Wort "Stillstandshausen", unisono wird es als schädlich, feindselig und ungerecht gebrandmarkt: Nur Nestbeschmutzer und Querulanten äußern sich so destruktiv. Aber was soll man denn sagen, wenn die zentrale Frage der Stadt, die Gestaltung der Marktstraße, mehr als ein Jahrzehnt lang unbeantwortet, ja letztlich völlig unbeachtet bleibt? Wenn sich die Stadt hoffnungslos verheddert in Stellplatzdebatten, die, so scheint es, ihr einziges Problem sind?

Das freilich könnte gern vergeben und vergessen sein, wenn die gar nicht hoch genug zu bewertende Initiative des Vizebürgermeisters Fritz Schnaller Bewegung in die erstarrte Debatte um die Altstadt bringt. Er hat es unternommen, den gordischen Knoten zu durchschlagen und wird sich damit gewiss nicht nur Freunde machen. Umso bemerkenswerter ist es, dass er nun plötzlich den einhelligen Beistand aller Fraktionen erfährt, was darauf hindeutet, dass man sich der Dimension des Problems im Rathaus unausgesprochen sehr wohl bewusst war. Ebenso positiv ist die Bereitschaft von Bürgermeister Klaus Heilinglechner einzustufen, seinen Stellvertreter gewähren zu lassen und damit ein durchaus prestigeträchtiges Themenfeld aus der Hand zu geben.

Zu Recht wird allseits die Vorahnung artikuliert, dass es eine riesige Aufgabe sein wird, an einer belebten Bundesstraße eine urbane, entspannte Einkaufsatmosphäre zu schaffen, den Verkehrsfluss zu drosseln und gleichzeitig Gefahren für Fußgänger zu minimieren. Die Größe dieses Anliegens darf indes nicht dazu führen, dass Schnallers Vorstoß wieder in der Schublade verschwindet. Im Raum steht ein großer Anspruch, aber keiner für Mutlose, Bedenkenträger und Parteigänger. Vielleicht ist der Widerstand auch gar nicht mehr so groß, wie er es einst war. Denn dass die Marktstraße mit ihren nach wie vor erheblichen Leerständen dringend einer profunden Veränderung bedarf, kann auch Fachbehörden nicht entgangen sein.

© SZ vom 16.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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