Kommentar:Macht Lärm!

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Eine Arbeitsgruppe soll die Geburtenstation der Tölzer Stadtklinik retten. Doch was kann sie tun, außer Aktionismus zu verbreiten

Von Klaus Schieder

Bürgermeister Josef Janker spricht von einer "kraftvollen Resolution", die der Stadtrat in Bad Tölz beschlossen hat, um die stark gefährdete Geburtshilfe an der Asklepios-Klinik zu retten. Das ist sie nicht, das kann sie auch gar nicht sein. Die sechs Lokalpolitiker im machtlosen Beirat des Krankenhauses sollen mit Hilfe eines Fachjuristen nochmals alle Fakten und Argumente prüfen, vielleicht findet sich ja etwa im Dschungel der Gesetze noch ein Schlupfloch, das Belegarztsystem aufrecht zu erhalten. Ein wohlmeinender Aktionismus, der kaum etwas bringen dürfte. Da hat Stadträtin Margot Kirste von den Freien Wählern völlig recht.

Die neue Arbeitsgruppe kann das Krankenhausstrukturgesetz und das Antikorruptionsgesetz nicht aus den Angeln heben, sie kann auch den Ärztemangel nicht beheben. Allenfalls bleibt ihr der Appell an den Asklepios-Konzern, viel Geld in die Hand zu nehmen und eine eigene Hauptabteilung für die Geburtshilfe zu gründen, wofür zumindest sieben festangestellte Ärzte nötig wären, um all die Wochenend- und Bereitschaftsdienste sauber zu organisieren. Ob sich das bei gut 500 Geburten rechnet und von Rechts wegen möglich ist, erscheint ebenso zweifelhaft. Und wie sinnvoll eine Rückkehr von einem privaten zu einem städtischen Krankenhaus wäre, zeigt sich alleine an den roten Zahlen, die in der Kreisklinik Wolfratshausen geschrieben werden. Das Defizit muss am Ende der Steuerzahler tragen.

Mehr Erfolg verspricht der Ansatz, den Kirste und Ingo Mehner im Tölzer Stadtrat aufzeigten. Die Städte müssen der Bundespolitik in aller Schärfe vor Augen führen, was eine sture Zentralisierung von Krankenhäusern bewirkt. Spezialkliniken mögen für bestimmte Krankheitsformen die richtige Behandlung sein, in der Geburtshilfe sind sie es keineswegs. Wenn ein Baby zur Welt kommt, muss die Mutter in wenigen Minuten die nächste Klinik erreichen können - und das nicht bloß im Notfall. Für ein Umdenken in Berlin braucht es den Druck von unten, also von den Kommunen. Sie sollten sich zusammenschließen und richtig Lärm machen. Das wäre ein kraftvolles Zeichen.

© SZ vom 01.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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