Kommentar:Lücken mit Potenzial

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Der Pop-Up-Store in der Wolfratshauser Altstadt war der erfolgreichste im Landkreis

Von Konstantin Kaip

Den Pop-Up-Store soll es nun bis Mitte 2020 geben. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Die Schließung der Sparkasse am Wolfratshauser Untermarkt im vergangenen Jahr war ein Schlag für die Altstadt. Der neueste Leerstand mitten im Zentrum bestätigte die Theorie vieler Pessimisten von einer unaufhaltsamen Verödung der Marktstraße. Dort für vier Wochen einen sogenannten Pop-Up-Store einzurichten, in dem kreative Kleinunternehmer ihre Waren präsentieren durften, hat die klaffende Lücke eine Zeitlang verdeckt. An mehr als ein interessantes Kurzexperiment zur Zwischennutzung, das der Bank in Zeiten ihrer Rückzugsstrategie auch als Imagepflege diente, wollte aber kaum einer glauben. Schließlich hatte es solche Projekte zuvor bereits zweimal im Landkreis gegeben. Die Bilanz aber überrascht: 10 000 Euro Umsatz machte der Laden in der vermeintlichen "Schlafstadt", in Tölz waren es 6800, in Geretsried laut Initiatoren deutlich weniger. Der Wolfratshauser Pop-Up-Store war der erfolgreichste im Landkreis.

Das mag zwar auch an der Vorweihnachtszeit liegen, in die man das Kurzprojekt gelegt hatte. Das große Interesse der Kunden und ihre positive Resonanz aber sagen mehr. Sie zeigen das Potenzial der Wolfratshauser Altstadt. Das wollen drei kreativschaffende Frauen aus Wolfratshausen, Geretsried und Holzhausen nun nutzen. Sie wollen die Zwischennutzung in Bestlage bis Sommer 2020 verlängern und dort die Werkstattgalerie "Handg'macht" für Künstler und Kunsthandwerker aus der Region betreiben. Sparkasse und Vermieter haben bereits signalisiert, dass die Fortsetzung möglich ist. Sie könnte ein Glücksfall für Wolfratshausen sein. Denn der Laden gibt nicht nur Start-Ups und kleinen Manufakturen ein Forum, das sie bei den üblichen Mietpreisen nicht hätten. Er schafft ein einzigartiges Angebot, das Neugierige anlockt und so auch den anderen Händlern zugute kommt.

Zwischennutzung bietet Chancen, neue Konzepte auszuprobieren. Es gibt viele Kreative in der Region, die bereit wären, das zu tun - wenn man ihnen entgegenkommt. Sie könnten mehr als nur Lücken füllen, nämlich eine Mischung schaffen, die die Altstadt jünger macht und belebt. Hausbesitzer und Makler sollten aufhorchen. Von leer stehenden Läden hat schließlich keiner etwas.

© SZ vom 09.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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