Um zu begreifen, welcher Wahnsinn sich in der Ickinger Lokalpolitik gerade abspielt, muss man sich nur eines vor Augen führen: Wie sähe ein Informationsschild aus, das am Wenzberg angebracht würde, ließe man diese Ickinger Hangstraße so benannt? Da stünde etwa: "Paul Wenz, Architekt prächtiger Villen in Icking und im Isartal; Planer eines bedeutenden Gebäudes zur Verwaltung eines NS-Rüstungsbetriebs; SA-Truppführer und Landesleiter der Reichskammer der bildenden Künste München-Oberbayern aus reinem Mitläufertum; reizend netter Nachbar, nach dem diese Straße keineswegs zur Verherrlichung, sondern aus alter Gewohnheit benannt ist". Absurd? Mitnichten. All dies sind Tatsachen, die im Ickinger Gemeinderat bekannt sind, und Einschätzungen, die dort besprochen wurden. Und angesichts all dessen kam das Gremium zu dem Schluss: Man wisse noch nicht genug. Man müsse noch intensiver über Paul Wenz und seine Frau Else Wenz-Viëtor, die fabelhafte Illustratorin, die einer NS-Frauenschaft vorstand, recherchieren.
Kurzum: Mehr als siebzig Jahre nach der Befreiung vom Faschismus reicht es den Ickinger Politikern nicht zu wissen, dass einer aus ihrem Ort ein aktiver Nazi war. Sie wollen es - bevor sie über eine Straßenumbenennung nachdenken - näher beleuchten, also relativieren, so gut es geht. Warum?
Wohl gemerkt: Es ist achtbar und unterstützenswert, wenn amtlich wie ehrenamtlich engagierte Menschen die Lokalgeschichte näher erforschen. Es wird da in Icking wie anderswo noch manches zu entdecken geben. Das kann und wird aber nichts daran ändern, dass es keine Rechtfertigung dafür gibt, eine Straße nach einem NS-Funktionär zu benennen. Der Name "Wenz" hat seine vermeintliche Unschuld als Bezeichnung eines wichtigen Architekten und guten Nachbarn verloren. Das ist unumstößlich.