Alles ganz harmlos? Die AfD nach Lucke - eine Partei der nachdenklichen Leute? Wenn man Peter Solloch hört, glaubt man, im falschen Film zu sitzen. Solloch ist Sprecher eines geschlossenen Deininger Zirkels, in dem sich eine Handvoll Intellektuelle über die Zeitläufte austauschen. "Auf hohem Niveau", wie er betont. Das glaubt man ihm gern, solange er über den Euro spricht und wirtschaftliche Entwicklungen wortreich skizziert. Nur sind das längst nicht mehr die Themen, um welche die rechtspopulistische Partei kreist, die sich als "Alternative" bezeichnet. Und interessanterweise: Genau wenn es um das zentrale Meinungsmache-Leitmotiv seiner Partei geht, hört sich auch Solloch gar nicht mehr so sehr niveauvoll an.
Flüchtlinge könne man hier nicht brauchen; Syrer könnten nicht richtig schreiben; Asylsuchende wanderten in deutsche Sozialsysteme ein: Wer solches sagt und sich gleichzeitig darüber echauffiert, als "Asylkritiker" werde man heutzutage "zum Fremdenhasser gestempelt", der muss wissen, wem er damit Vorschub leistet. Wer außerdem nichts Anstößiges daran findet, dass sich eine AfD-Kundgebung womöglich mit islamfeindlichen Pegidisten und Rechtsextremen vermischt, bleibt deutlich unter dem eigenen Niveau. Denn genau solche "Ja, und!?"-Rufe sind es, die anderen Menschen signalisieren: Da kannst du ruhig hingehen und endlich mal frei von der Leber weg auf die Asylsuchenden schimpfen - ist doch politisch einwandfrei.
Glücklicherweise gibt es aber in und um Geretsried jede Menge Organisationen, Parteien, Initiativen, die das nicht einwandfrei finden. Sie haben zu einer Gegendemonstration aufgerufen. Sie alle stehen für etwas, was in diesem Landkreis in der Flüchtlingshilfe Tag für Tag praktiziert wird: Mitmenschlichkeit - auf hohem Niveau.