Kommentar:Freie Zellen, keine Ideen

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Die Zukunft der Kloster Reutberg und Beuerberg ist ungewiss

Von Klaus Schieder

Bayern ist ein Land der Klöster, auch im Landkreis gab und gibt es immer noch einige davon. Weil die katholische Kirche aber schon seit Jahren an einem eklatanten Mangel an Priestern, mehr noch an Mönchen und Nonnen leidet, stellt sich eine zunehmend drängende Frage: Was fängt man mit einem leeren Ordenshaus an, was geschieht mit der dazugehörigen Kirche? Schließlich sind das ja nicht irgendwelche Gebäude, sondern oftmals eine ganze Stadt oder Landschaft prägende Denkmäler, architektonische Meisterwerke einer Epoche. Die kann man nicht einfach abreißen. Diesem Problem sieht sich nicht bloß die Erzdiözese München und Freising gegenüber, sondern auch jede der betroffenen Gemeinden. Im Landkreis hat man bislang eher Notlösungen als zukunftsweisende Antworten gefunden.

Beispiel eins: die Klosterkirche in Bad Tölz. Als die Franziskaner wegzogen, richtete die Stadt ein großes Sozialzentrum im Klostertrakt ein, was ganz dem Geist dieser Anlage entsprach. Zugleich musste sie gemeinsam mit Pfarrgemeinderäten und Bürgern in Unterschriftenaktionen und harten Gesprächsrunden jedoch darum fighten, dass die Franziskanerkirche nicht entweiht wurde. Am Wochenende findet dort noch eine Messe statt, montags gibt es gelegentlich eine "Zeit der Stille", auch beichten kann man. Ansonsten steht das ehrenamtlich geputzte Gotteshaus leer. Beispiel zwei: In Beuerberg übernahm das Erzbistum im Oktober 2014 das leere Salesianerinnen-Kloster und baute den Josefsflügel um. Zwei Mal fanden seither Ausstellungen statt. Das war's. Wie die Räume künftig genutzt werden, bleibt eher im Vagen.

Und was passiert mit dem Kloster Reutberg? Die Kirche wird nach 58 Jahren endlich saniert. Im Klostergebäude selbst wäre ein kirchlich-soziales Zentrum denkbar - für interkulturelle und interreligiöse Begegnungen, für Seminare, für diverse Erholungsangebote. Einstweilen denkt das Ordinariat aber lediglich über Geistliche nach, die dort in einer Seelsorge-Gemeinschaft zusammen leben und wirken können. Genauer: könnten. Angehende Priester sind fast so schwer zu finden wie ein Kloster ohne leere Zellen.

© SZ vom 12.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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