Kommentar:Erdbeben auch im Landkreis

Die CSU weiß nicht wie ihr geschieht. Die SPD hat mit ihrem Ergebnis im Landkreis endgültig den Status einer Volkspartei eingebüßt. Und die AfD wird zur zweitstärksten Kraft

Von David Costanzo

Das politische Erdbeben in Berlin lässt überall in der Republik die Wände wackeln, auch zwischen Schäftlarn und der Jachenau. Die CSU weiß nicht, wie ihr geschieht. Die früher größere SPD mischt sich unter die Kleinen. Das entscheidende Ergebnis aber ist: Die Rechtsausleger der AfD werden zur zweitstärksten Kraft im Landkreis. Fast 9000 Wähler machen ihr Kreuz bei der Partei der Gaulands und Höckes. Und das in einer Region, in der sich der Protest beim Thema Flüchtlinge nur dann regt, wenn sie in Lohn und Brot kommen wollen, ihnen aber die Arbeitserlaubnis verweigert wird. In einem Kreis, in dem die AfD nur durch Querelen auf sich aufmerksam macht - und in dem ihr Kandidat mehr Fragen aufwirft, als er beantwortet. Ein beschämender Tag.

Die CSU und ihr Bundestagsabgeordneter Alexander Radwan haben das vermutlich befürchtet und einen Wahlkampf durchgezogen, der seinesgleichen sucht. Kein Tag ohne den Kandidaten - Radwan mit Minister hier, Radwan mit Ministerin dort, Radwan ohne Staatsregierung, Ministerin allein. Tatsächlich erreicht er so ein persönliches Ergebnis, das rund fünf Prozentpunkte über dem seiner Partei liegt. Der CSU hat es nicht geholfen. Die SPD hat mit ihrem Ergebnis im Kreis endgültig den Status einer Volkspartei eingebüßt. Ihr Abgeordneter Klaus Barthel trat nicht mehr an, sie ist den Städten und Gemeinden kaum noch wahrnehmbar und im Wahlkampf fast unsichtbar geblieben. Eine Phantompartei aber kann nicht mit Wählern argumentieren - schon gar nicht mit denen der AfD.

© SZ vom 25.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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