Kommentar:Eine Frage der Politik

Lesezeit: 1 min

Was hat die Stadt getan, um der Verödung der Wolfratshauser Inenstadt gegenzusteuern?

Von David Costanzo

Es ist das gute Recht der Geschäftsleute darauf hinzuweisen, dass die Schaufenster in der Wolfratshauser Marktstraße keineswegs verbarrikadiert sind, aber das hat auch niemand behauptet. Genau so wenig hat irgendwer bestritten, dass es Inhaber und Verkäufer gibt, die mit viel Hingabe, Service und Liebe fürs Detail gute Geschäfte machen - und damit gleichzeitig die Innenstadt bereichern. Insofern liefe die Kritik der Ladenbetreiber ins Leere, wenn sie sich nur auf die Berichterstattung in Zeitungen, Radio und Fernsehen bezöge. Journalisten sind nun einmal keine Schulterklopfer, sondern Finger-in-die-Wunden-Leger. Und Wunden klaffen in der Geschäftswelt dieser Stadt.

Am stärksten ist der Image-Film darum, wenn sich die Inhaber an die eigene Nase packen. Was tragen sie zum Erfolg der Stadt bei? Wer geht mit der Zeit und wer nicht? Der Markt braucht tatsächlich noch mehr Engagement der Inhaber in eigener Sache - und damit für das Große und Ganze. Investoren, also mögliche Nachmieter für leer stehende Geschäfte, brauchen Kunden. Und für Kunden muss sich der Bummel lohnen. Das betrifft nicht nur den Einkauf selbst, sondern auch das Erlebnis.

Am schwächsten ist der Image-Film darum, wenn es um die Rolle des Rathauses geht. Hier werden die Unterschiede zwischen Journalismus auf der einen, sowie PR und Marketing auf der anderen Seite überdeutlich. Wenn der Bürgermeister am Ende selbst erklärt, man werde sehen, was noch machbar ist, kann man ihm das so nicht durchgehen lassen. Was hat die Stadt getan, um gegenzusteuern? Was gedenken die Stadträte denn zu tun? Natürlich sind die politischen Mittel in der Welt der Wirtschaft beschränkt, doch bislang sind die größten Parteien vor allem durch Verhinderungspolitik aufgefallen - und nicht durch Ermöglichungspolitik.

Der Bürgerladen im Zentrum wurde von einer Mehrheit bekämpft, stattdessen wird es nun ein kleines, zweites Rathaus im Untermarkt geben - auf die versprochene neue Immobilie wartet die Bürgerinitiative noch immer. Über den Posten eines Stadtmanagers wird seit Jahren nur geredet. Und beim Thema neuer Möbelladen und Elektronikmarkt im Mahler-Haus halten die Politiker mögliche Interessenten sogleich öffentlich mit einer Sortimentsbeschränkung auf Distanz, statt Chancen und Möglichkeiten auszuloten, um einen Leuchtturm für die Flößerstadt zurückzugewinnen. Dann könnte es auch wieder gute Nachrichten aus Wolfratshausen geben.

© SZ vom 17.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: