Kommentar:Eine explosive Mischung

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Geretsried wird auch mit privaten Investoren nicht so viele günstige Wohnungen bauen können, wie nötig wären, um die Mieten zu zügeln. Deshalb braucht die Stadt die Bremse

Von David Costanzo

Der Geretsrieder Bürgermeister Michael hat in vielem Recht: Seine Stadt muss wachsen, um Anschluss zu halten. (Auch wenn das propagierte "gesunde Wachstum" leichter gesagt als getan ist.) Geretsried muss gestaltet werden, braucht die S-7-Verlängerung, braucht Arbeitsplätze, braucht Neubaugebiete. In einem aber irrt der Stadtchef: Geretsried wird als Stadt auch zusammen mit privaten Investoren nicht so viele günstige Wohnungen bauen können, wie nötig wären, um die Mieten zu zügeln. Darum werden die Geretsrieder die Mietpreisbremse und den Mietspiegel brauchen - und zwar beides zusammen, vielleicht noch nicht jetzt, aber in Zukunft.

Investoren haben kein Interesse an günstigen Wohnungen, weil teure mehr Rendite versprechen. Zwar verpflichtet sie die Stadt in Neubaugebieten zu einer Sozial-Quote, der Neubau wird aber auch an seine Grenzen stoßen. Geretsried kann nicht endlos wachsen. Und die Stadt muss auch zahlungskräftigeren Zuzüglern Grundstücke für Einfamilienhäuser bieten. Wenn einmal die S-7-Verlängerung absehbar ist - und das wird Jahre vor dem Bau sein-, werden sich die in München angestellten Ingenieure und Abteilungsleiter ganz schnell nach den Quadratmeterpreisen erkundigen. Geretsried braucht auch diese Klientel, denn mit ihr zieht die Kaufkraft in die Stadt. Das ergibt zusammen eine explosive Mischung für Mieten, die Preisbremse und Mietspiegel zumindest etwas entschärfen können. Noch dazu müsste Berlin endlich den Luxusmodernisierungen Einhalt gebieten.

Es ist aller Ehren wert, wenn Müller die nicht so solventen Bewohner der Altbauten ohne Preisbremse und Mietspiegel besser schützen will. Druck auf die Preise werden beide Gesetze aber nicht ausüben, wie er meint, das wird der Markt in Zukunft schon selbst erledigen. Der Bürgermeister trägt mit dem Wachstum der Stadt selbst dazu bei.

© SZ vom 26.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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