Kommentar:Ein Tritt

Penzberg bereitet Gisela Geiger einen hässlichen Abschied. Die Begründung, man habe den Vertrag der Leiterin schon einmal über die Rentengrenze hinaus verlängert, wirkt vorgeschoben.

Von Felicitas Amler

Was ist das für ein hässlicher Abschied, den Penzberg Gisela Geiger bereitet. Ausgerechnet jener Frau, der die Stadt ihren weit überregionalen guten Ruf als kunstsinniger, kunstfördernder Ort verdankt, gibt sie nun geradezu einen Tritt. Und das ohne jede erkennbare Not. Die Begründung, man habe Geigers Vertrag schon einmal über die Rentengrenze hinaus verlängert, wirkt vorgeschoben. Entweder gibt es eine Muss-Regelung fürs Ruhestandsalter - dann hätte der Stadtrat nicht abzustimmen brauchen. Oder es existiert ein Ermessensspielraum - dann hätte die Stadt gut daran getan, auf die plausible Lösung einzugehen, die Geiger und ihre prospektive Nachfolgerin Diana Oesterle angeboten hatten. Damit wären Qualität und Kontinuität im Museum auf ganz einfache Weise zu bewahren gewesen. Nun muss eine neue Person beides erst einmal neu aufbauen - um nach einem Jahr wieder zu gehen.

Die einzigartige Bedeutung des Penzberger Campendonk-Hauses verdankt sich den fundierten Kenntnissen und dem engagierten Einsatz seiner Leiterin. Und nicht zuletzt dem darauf gründenden Vertrauen, das sie bei den Leihgebern der außerordentlichen expressionistischen Sammlung genießt. Warum die Stadtpolitik nicht dasselbe Vertrauen in sie zeigt, bleibt der Öffentlichkeit verborgen. Man hört, Geiger sei manchen zu spröde, andere sagen: zu arrogant gewesen. Das sind Urteile, die gern über hoch qualifizierte Menschen gefällt werden. Umso mehr, wenn es sich um Frauen handelt. Sach- und fachfremde Urteile jedenfalls.

© SZ vom 05.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: