Kommentar:Ein Landkreis packt an

Bad Tölz-Wolfratshausen geht mit der Flüchtlingskrise vorbildlich um: Das Landratsamt agiert umsichtig, Schulen organisieren sich auf bewundernswerte Weise. Solidarität ist hier gelebte Wirklichkeit

Von Felicitas Amler

Wenn man nicht weiß, wohin mit der eigenen Verzweiflung über brennende Asylbewerberheime und widerliche Zeitgenossen, die sich in sozialen Netzen befriedigt zeigen über ein ertrunkenes Flüchtlingskind, dann fühlt man sich in diesem Landkreis doch gut aufgehoben. Menschenverachtende Stimmungen sind hier bisher nicht hochgekocht. Es gibt auch Instanzen, die das verhindern würden - behördliche wie ehrenamtliche. Das Landratsamt agiert trotz der großen Probleme, Unterkünfte zu finden, umsichtig. Landrat Josef Niedermaier hat explizit erklärt, die Flüchtlinge seien nun einmal da, und dieses Land sei stark genug, ihnen zu helfen. Die meisten Kommunen sind bemüht, Unterkünfte zu bieten - oder gar zu bauen, wie Bad Tölz, Geretsried und Icking. Und nun zeigt sich auch noch, dass die von vielen oft als schlimmes Szenario dargestellte Nutzung von Turnhallen zu einer eigenen Art von Engagement führen kann. Was Lehrer und Direktorin am Gymnasium Icking leisten, um Stundenpläne und Spielorte so zu organisieren, dass kein Sportunterricht ausfallen muss, kann man nur bewundern. Gleichzeitig ist zu hören, dass der Wolfratshauser Kreis von Flüchtlingshelfern in den vergangenen zwei Wochen an die zwanzig neue Mitstreiter bekommen hat. Und die drei Städte im Landkreis schaffen eigene Stellen zur Asyl-Betreuung. Solidarität der Starken mit den Schwachen ist hier gelebte Wirklichkeit. Ein gutes Gefühl.

© SZ vom 10.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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