Kommentar:Ein gutes Geschäft

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Warum sich der Bürgerladen für Wolfratshausen lohnen würde

Von David Costanzo

Städtebauförderung hin, Wirtschaftlichkeitsberechnung her: Es kann nicht sein, dass ein Wolfratshauser in seiner Altstadt keine Erbsen-Konserve, kein Päckchen Reis und kein Fläschchen Bier kaufen kann - zumindest nicht, ohne Treppen zu steigen oder horrende Aufpreise zu zahlen. Es leben Menschen in der Innenstadt, die schlecht zu Fuß sind, keineswegs nur Senioren. Es gibt Nachbarn, die sich die Aufpreise schlicht nicht leisten können. Für alle anderen ist es ein Umwelt-Irrsinn, für ein Viertel Butter mit dem Auto zum Supermarkt fahren zu müssen. Wolfratshausen braucht einen Markt im Markt. Ohne den Untermarkt 10 wird es auf absehbare Zeit keinen Bürgerladen geben.

Die Initiative hat etliche Standorte untersucht und Hunderte Stunden in das Konzept investiert. 300 Bürger haben Anteile gezeichnet, 3000 Wolfratshauser haben indirekt für das Projekt unterschrieben. In jedem anderen Rathaus der Republik würde Euphorie ausbrechen. Nur in Wolfratshausen will eine Mehrheit der Politiker den Bürgern einen Strich durch die Rechnung machen.

Damit sind wir bei der Kalkulation. Erstens: Die Bürgerladen-Gegner wollen das Haus an einen Investor verpachten - eine Schnapsidee. Die Stadt würde die Sanierung über die Miete für das Heimatmuseum zahlen. Zweitens: Womöglich müsste die Stadt tatsächlich 820 000 Euro in die Sanierung des Untermarkts 10 stecken. Das wäre eine Investition in die Substanz des heruntergekommenen Hauses, hätte aber nichts mit dem Bürgerladen zu tun. Drittens: Die Gegner behaupten, der Stadt entgingen 320 000 Euro Miete, wenn sie den Laden 25 Jahre subventioniert. Umgerechnet sind das nur 1000 Euro im Monat. Viertens: In Wahrheit steht das Erdgeschoss schon lange leer. Die Mieteinnahmen betragen null Euro. Die Bürgerladen-Initiative wird mehr als 1000 Euro im Monat überweisen. Für Wolfratshausen ist der Bürgerladen damit ein gutes Geschäft.

© SZ vom 04.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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